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Empfohlen Schwerer Klettersteig Klettersteig Köllenspitze (2.238m) Südwand

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 22. Juni 2017.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Rassig-schöner Klettersteig, welcher sich in fast perfekter Linie durch die Südwand der Kellenspitze schlängelt. Athletische Züge, Exposition und Ausblicke lassen nur wenig Wünsche offen.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] Gehzeit: ca. 5,5 Stunden
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke: ca. 11 km / 1.250 Hm - davon 350 Hm Steig
    [​IMG] Schwierigkeit KS (D)
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Tobi, Thom

    Einst lief eine äußerst lohnende 6er-Kletterei durch die Südwand der Kellenspitze mit ihrem unvergleichlichen "Schweizer-Käse-Fels", welcher so in dieser Form kein zweites Mal in unseren Heimatbergen zu finden ist. Heutzutage verläuft ein dickes, nicht minder attraktives Stahlkabel durch selbige. Über Sinn uns Zweck solcher Steiganlagen lässt sich bekanntlich gern streiten - jedoch bin ich persönlich das ständige Gezeter um solche Einrichtungen mehr als Leid - der Bergsport ist nun mal äußerst vielseitig und sollte für alle Interessengruppen genügend Spielraum bieten. Die Steigbauer haben zumindest hier wirklich sehr saubere Arbeit geleistet. Bis auf wenige Ausnahmen folgt der Klettersteig einer absolut spannenden und reizvollen Linie, die Schlüsselpassagen sind anhaltend und zudem echte "D"-Stellen, welche einiges an Armkraft und Ausdauer verlangen - dennoch hat man hier nicht wie in vielen anderen Steiganlagen das klassische "Stahlseilgebolze", der geniale und zumeist bombenfeste Fels lädt über lange Abschnitte der Tour hinweg zum herzhaften und genüsslichen Zupacken ein. Das Gelände ist oft steil, zuweilen herrlich ausgesetzt und die Aussicht auf Haldensee und Bergumrahmung stets gut. Unter der Woche ist man fast immer allein unterwegs, was der ganzen Unternehmungen noch mehr Charm verleiht. Für Klettersteigneulinge aber gänzlich ungeeignet. Dennoch wagen sich zahlreiche Novizen in die Wandflucht, weshalb die Bergrettung mehrmals im Jahr zur Hilfe eilen muss. Seine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren kommt wohl endgültig aus der Mode. Für mich persönlich der mit klarem Abstand forderndste aber auch attraktivste Klettersteig in den Allgäuer Alpen - 5 Daumen hoch!

    Ausgangspunkt ist der kostenpflichtige Parkplatz am Lastenlift des Gimpelhauses im kleinen Örtchen Nesselwängle. Von hier steigen wir rasch in Richtung Sabachjoch (Wegweiser Richtung Schneetalalm zunächst folgen) an, die letzten Meter geht es weglos direkt unter die breite Südwand der Kellenspitze. Der Einstieg mit Tafel ist weithin sichtbar.

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    Beim Aufstieg von Nesselwängle in Richtung Sabachjoch mit Rückblick auf die Krinnenspitze. Trotz der frühen Uhrzeit bilden sich schon die ersten Gewittertürme über den Lechtaler und Allgäuer Alpen.

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    Die Südwände von Kellenspitze, Babylonischer Turm und Kelleschrofen werden sichtbar. Wir folgend dem Pfad bei der nächsten Weggabelung nach links, rechts würde es weiter zum Sabachjoch gehen.

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    Um etwas Zeit zu sparen, steigen wir die letzten Meter weglos zum Einstieg des Klettersteiges über gut gestuftes Gras an. Die Tafel am Einstieg ist hierbei weithin sichtbar.

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    Jetzt kann es los gehen: vom ersten Meter an geht es steil nach oben (C/D), der Fels ist bombenfest, die Arme kommen schnell auf Temperatur. Zudem sind wir Mutterseelen alleine.

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    Nach dem ersten Steilaufschwung folgt eine feine Querung (C) hin zur ersten Schlüsselstelle ...

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    ... welche uns über eine leicht bauchige Steilwand (D) nach oben leitet. Der Fels bietet hier gute Griff- und Trittmöglichkeiten und so langsam nimmt auch die Ausgesetztheit zu - herrlich. Wer hier bereits seine Schwierigkeiten hat sollte dringend umkehren, die Schlüsselstellen weiter oben im Steig sind deutlich anhaltender und kräftezehrender wie der kleine bauchige Aufschwung.

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    Einfach nur übelst lecker - eine Hand im Fels eine am Stahl. Der nächste Steilaufschwung (D) lässt nicht lange auf sich warten. Wir gewinnen rasch an Höhe. Anschließend folgt kurz einfaches Gelände.

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    Im nächsten Abschnitt bleibt es steil (C), schön ausgesetzt geht es oben links um die Ecke (C/D).

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    Rückblick.

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    Schließlich zieht der Steig über den sich zusammen schnürend Grat hinauf (C), immer wieder genießen wir die Aussicht und die Ruhe im Steig.

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    Ausblicke gen Westen. Den ersten Teil des Klettersteige haben wir bereits hinter uns, es folgen einfache Passagen und Gehstücke (A und B) bis unter die Gipfelwand der Kellenspitze.

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    Auf zu Runde zwei - nach der flacheren Grasschrofenpassage inkl. kurzer Energiezufuhr und genügend Flüssigkeitsaufnahme gibt der Steig wieder mächtig Gas (C/D).

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    Danach wird es nochmal milder, der Steig umklettert den kleinen Gratzacken mit dem Namen Nopsenspitze rechts - direkt drüber wäre aber auch witzig gewesen.

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    Nach erneuter kurzer Grasbandquerung folgt die nächste steile Rampe (C und C/D). Die Felsqualität ist immer noch erste Sahne, das Wetter wird auch zunehmend besser - ein echter Genuss.

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    In der Gipfelwand - hier heißt es nochmal Gas geben. Für mich die eigentliche Schlüsselstelle, da anhaltend und lang (C/D gefolgt von D gefolgt von C/D) - aber auch die lohnendste Passage des Steiges.

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    Sogar Tobis Boulder-Knödels kommen hier ein wenig auf Temperatur. Ohne die Trittbügel wäre die Gipfelwand noch anspruchsvoller und härter - schade eigentlich. So bleibt es bei einer (D).

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    Kurze Gipfelrast.

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    Schlüsselstelle Abstieg (B/C): ich entscheide mich aus Nostalgiegründen für den Kamin (II+/III-).

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    Blick beim Abstieg von der Kellenspitze hinüber zu Schäfer, Gimpel und Rote Flüh.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18. Juli 2017
    Tobias und Manu gefällt das.
  2. kraxler

    kraxler Registrierter Benutzer

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    Was mich ein wenig wundert ist die Art wie ihr den Klettersteig begeht. Erfahrene Berggeher auch im klettertechnischen Sektor nicht unerfahren ziehen sich an dem Stahlseil hoch, kommt mir vor wie in einer Freiluftturnhalle. Eigentlich sollte das Stahlseil zur Sicherung dienen, vor allem am Einstieg ist herrliches Klettern angesagt. Die ersten meter wurden extra so angelegt das nicht jeder Möchtegern Kletterer sich da angezogen fühlt. Bei den ersten Beguhungen waren noch einige Tritthilfen weniger verbaut und es hat auch viel mehr Spass gemacht, die Unfallzahlren haben wie auch an der lachenspitze dazu geführt das es mehr künstliche Tritt- und Griffhilfen eingebaut wurden, eigentlich SCHADE.
     
  3. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hallo Kraxler, herrliches Klettern wäre/war am Einstieg und in einigen weiteren Passagen definitiv angesagt, aber eben klassisch - mit textilem, dynamischem Seil. Das Stahlseil eines Klettersteigs war für mich immer in erster Linie Fortbewegungsmittel; zum "Sichern" taugt es letztendlich nur, um einen Totalabsturz zu verhindern oder mal zu pausieren. Und ja: natürlich ist das Freiluftturnhalle, schau dir mal die ganzen mit "F/G" bewerteten Varianten an... Modernes Technoklettern, ohne Anbringen der Sicherungspunkte eben. "Klettern für Dumme." Manchmal ganz gern. Aber freies Klettern im geschätzt durchaus siebten Grad am KS-Set an starrer Stahlleine? Lieber nicht... Grüße
     
    Manu, Specht und Thom gefällt das.
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