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Schwere Bergtour Über den Ostgrat auf die Gehrenspitze (2.164m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 11. September 2011.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Edle Genusstour für erfahrene und trittsichere Geher hoch über dem Reuttener Becken.
    Fünf zuweilen einsame Gipfel.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] Gehzeit: ca. 7 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke ca. 1.400 Hm / 10,5 Km
    [​IMG] Schwierigkeit T5-6 / II
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Johannes, Thom

    Die Gehrenspitze (2.164m) gehört, wie auch die meisten anderen Tannheimer Berge, zu den häufig besuchten Ausflugszielen in den Allgäuer Alpen. Der trittsichere und schwindelfreie Geher, der über ein wenig Kletterfertigkeit verfügt, wird den abwechslungsreichen Normalanstieg (I+, eine Stelle ausgesetzt) sicherlich genießen, ebenso die herrlichen Gipfelausblicke.

    Der weitaus anspruchsvollere und sehr lohnende Anstieg auf die Gehrenspitze verläuft allerdings meist weglos über den gewaltigen Ostgrat, der noch 4 weitere Gipfelchen - Kleine Gehrenspitze, Blachenspitze, Turejöchl und Feuerkopf - trägt und in dieser hier beschriebenen Form nur selten im Jahr durchgeführt wird. Mal abgesehen vom Gipfel der Gehrenspitze ist man überwiegend alleine in ursprünglicher Natur unterwegs - eine Tour zum Seele baumeln lassen. Für das überwiegend weglose Gelände, die steilen und teils glatten Grashänge sowie die teils ausgesetzten Klettereien bis in den II. Schwierigkeitsgrad sollte natürlich die nötige Erfahrung vorhanden sein. Dann steht einem besonderen Bergerlebnis rein gar nichts mehr im Wege.

    Wir parken unser Auto in kleinen Dörfchen Wängle am Parkplatz des Café Fredy. Von dort geht es in Richtung Kostarieskapelle in 1.157 Metern Höhe. Man kann hierzu über einen breiten Fahrweg oder einen direkteren Wanderpfad aufsteigen. Wir entscheiden uns für den Wanderpfad.

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    Der Aufstieg zur Kostarieskapelle verläuft auf teils schmalen Wegen einsam durch dichten Wald.

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    Die kleine Kostarieskapelle ist erreicht. Direkt rechts hinter ihr steigen wir überwiegend pfadlos in den steilen Schrofenwald hinauf. Im weiteren Verlauf der Tour versuchen wir uns immer möglichst direkt an der Kammhöhe zu orientieren, nur zwei mal muss steilen Felsaufschwüngen ausgewichen werden.

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    Ein erster mächtiger Felsaufschwung kann entweder einfach nach rechts umgangen werden oder wie hier zu sehen auch nach links, auf einem recht steilen und später ausgesetzten Grasband mit Felseinlagerungen (I+).

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    Über uns lugt schon die beeindruckende Felswand des kleinen Feuerkopfes hervor. Wir steigen weiter, meinst der Abbruchkante folgend, hinauf zu diesem schönen Aussichtspunkt...

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    ... der mit seiner gemütlichen Holzbank zu einer ersten kleinen Rast einlädt. Schon aus dieser geringen Höhe genießt man eine herrliche Aussicht.

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    Der Weiterweg hinauf zum Turejöchl verläuft zunächst über gut gangbare Wiesen, die letzten Meter hinauf zur Gipfelstange (vermutlich eine Landmarkierung) muss man sich ein wenig durch die dichten Latschenkiefern wühlen.

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    Auf dem Weg vom Feuerkopf zum Turejöchl hat man einen schönen Blick hinüber zum Hahlekopf, einem beliebten Wanderziel am Rande des Reuttener Beckens.

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    Kurze Felsrinne auf dem Weg hinauf zum Turejöchl. Danach muss man sich noch durch ein paar Latschen kämpfen und schon ist man auf dem 2. Gipfel dieser Tour.

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    Blick vom Turejöchl auf den weiteren Wegverlauf hinauf zur Gehrenspitze. Der folgende hohe Gratkopf kann überschritten werden (vermutlich II-III) oder wie in unserem Falle südseitig über steiles aber gut gestuftes Gras zügig umgangen werden.

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    Beginn der südseitigen Umgehung. Es müssen zunächst ein paar Höhenmeter abgestiegen werden...

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    ... um dann direkt unterhalb der teils überhängenden Felsenwand in die nächste Scharte zu queren. Im Hintergrund ist bereits die Blachenspitze und ein Teil ihres Gipfelkreuzes zu sehen.

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    Der Aufstieg aus der Scharte zwischen Gratkopf und Blachenspitze ist äußerst spannend. Die Routenwahl ist jedem selber überlassen. Wir steigen überwiegend im steilen Gras in Richtung Gipfelkreuz.

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    Kurzer Rückblick über die Aufstiegsflanke an der Blachenspitze. Im Hintergrund ist der gewaltige Gratkopf zu sehen, den wir südseitig (hier rechts) umgangen haben.

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    Am Gipfel der Blachenspitze. Johannes kundschaftet schon die weitere Aufstiegsroute hinauf zur Kleinen Gehrenspitze aus. Das Gipfelbuch der Blachenspitze zählt im Schnitt ca. 20 Besteigungen pro Jahr.

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    Der weitere Weg verläuft immer am Grat oder knapp rechts daneben. Die nächstgelegene begrünte Kuppe ist nur ein unbedeutender Grataufschwung, nicht die kleine Gehrenspitze. Diese geht vor der mächtigen Gehrenspitze fast völlig unter. Nur wer sehr genau hinsieht kann ihr kleines Kreuz kurz halbrechts unterm Gipfelkreuz der Gehrenspitze erkennen.

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    Diese kurze, etwas ausgesetzte Felsstufe (II-) wird beim Abstieg von der Blachenspitze hinabgeklettert.

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    Gratpassage beim Übergang von der Blachenspitze zur Kleinen Gehrenspitze. Hier ist Trittsicherheit und Erfahrung in solchem Gelände sehr wichtig. Der mitgeführte Pickel bietet zusätzlich Sicherheit, ist allerdings kein Muss.

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    Rückblick über den bisher absolvierten Grat. Hinten rechts die Blachenspitze.

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    Die letzten Meter hinauf zur Kleinen Gehrenspitze. Der Anstieg lässt sich ohne größeren Felskontakt durch herrliches Steilgras absolvieren. Wir halten uns rechts, umgehen die helle Felsschneide knapp links und steigen danach über üppiges Gras hinauf zum Gipfelkreuz.

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    Die letzten Pickelschläge...

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    ... dann ist auch dieses Etappenziel erreicht. Das Gipfelkreuz besitzt ebenfalls ein kleines Büchlein, das 20-30 Einträge pro Jahr beinhaltet. Der Blick hinauf zur "Großen" Gehrenspitze verrät uns jetzt schon, dass die einsamen Bergstunden in wenigen Minuten vorbei sein werden. Leider...

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    Der Übergang zur Gehrenspitze ist der anspruchsvollste Abschnitt der Tour. Der Anstieg verläuft rechts über den Grat - teils über steiles Gras, teils muss Fels überklettert werden (bis I+) - und ist ein wirklicher Genuss. Die eigentliche Schlüsselstelle liegt beim direkten Abstieg von der Kleinen Gehrenspitze in die darauffolgende Lücke.

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    Der Abstieg von der Kleinen Gehrenspitze - die soeben angesprochene Schlüsselpassage. Direkt am ausgesetzten Grat liegen die Kletterschwierigkeiten zwischen dem II. Und III. Grat. Wir steigen über das dünne und sehr steile Grasband hinab zum querverlaufenden Grassims, über den wir ausgesetzt in die Gratlücke queren (I-II). Das Gelände verzeiht hier keine Fehler!

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    Spannende Kletterpassage (I+) über den Grat hinauf zur Gehrenspitze.

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    Rückblick über die heute schon überstiegenen Erhebungen des Gehrenspitz-Ostgrates.

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    Am Gipfel der Gehrenspitze angelangt, halten wir ein wenig Abstand zur "Gipfelmeute" und vespern etwas Abseits vom Gipfelkreuz. Die reizenden Ausblicke laden trotz vieler Besucher zum längeren Verweilen ein.

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    Über den markierten Normalweg steigen wir hinab (I+).

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    In der Südrinne der Gehrenspitze. Von hier sind es nunmehr kaum noch 30 Minuten bis hinab zur schön gelegenen und vor allem gemütliche Gehrenalpe.

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    Blick von Süden auf den gewaltigen Ostgrat der Gehrenspitze. Einen herrliche Tour neigt sich dem Ende entgegen.

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    Allerdings nicht, bevor wir uns noch das obligatorische eiskalte Radler und eine Entspannungszigarette gegönnt haben. Prost!
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
  2. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Wieder mal eine klasse Tour von Euch !

    Wir machten die Woche zuvor einen kleinen Ausflug zum Hahlekopf von Oberletzen aus über die Kostarieskapelle und mir ist diese Tourenmöglichkeit auch durch den Kopf geschossen.

    Von der Hahle Hütte kann man den Grat von Blachenspitze-Kleiner Gehrenspitze -Gehrenspitze gut überblicken:

    IMG_3156.jpg

    Man muss staunen, dass in diesem schönen Teil der Tannheimer so wenig los ist. Aber das ist ja nicht unbedingt was Schlechtes.

    Liebes Festival-Team, Ihr seid heute 3 Jahre im Netz.
    Meine Gratulation und ich freu mich schon auf Eure hoffentlich noch vielen spannenden Tourenberichte.
    Und das Wichtigste: kommt's immer gut runter !

    Grüße, Jens
     
  3. Gratulation

    Hallo lieber Verfasser,

    vielen Dank für diese sehr gute Beschreibung. Wir haben den Grat heute 20.11.2011 begangen. Strahlender Sonnenschein und fast alles trocken. Ihre Hinweise treffen 100% zu. Kann ich bestätigen. Auf diese Tour wäre ich ohne Ihre Beschreibung nicht gekommen.

    Freundliche Grüße
    Erwin B.
     
  4. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hallo Erwin B.,

    vielen Dank für das Lob. Freut mich, dass die Tour selbst zu dieser späten Jahreszeit noch geklappt hat.

    Freundliche Grüße aus Isny

    Thom
     
  5. Gregor

    Gregor Registrierter Benutzer

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    Hallo Johannes und Thom, Ihr seid ja tapfere Burschen und habt Eure Aktion auch gut beschrieben, so gut, dass ich es nicht lassen konnte, nach der Lektüre tagsdrauf trotz Neuschnee und Vorhersage für Wettersturz Eure Tour in dem 1-tägigen Schönwetterfenster vom 4.11.2016 nachzuvollziehen. Vom Frauensee aus zwar, aber ab Kostaries-Kapelle erst mal so wie Ihr gegangen seid, dann allerdings über die Saba-Hütte zur Schaller-Kapelle und noch einmal zur Kostaries-Kapelle. Nach 7 Stunden war ich zur Dämmerung wieder am Frauensee, schade: Bier gabs da keins mehr ;-(

    Habt Ihr mal Lust auf den Hoher Straußberg-W-Grat? oder den Finger? Die Ostgrate von Säuling und Kellespitze fehlen mir auch noch...

    Viele Grüße

    der 4000er Gregor aus Füssen

    P.S.: Ins Gipfelbuch von der Blacherspitze hab ich geschrieben, dass ich umdrehe, war aber neugierig, wies weiter geht... und es ging weiter ... und weiter ... und weiter und Ins Gipfelbuch der kl. Gehrenspitze hab ich reingeschrieben, dass ich weiter gehe ... :smile:
     
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  6. Johannes

    Johannes Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Guten Morgen GregorGregor,

    danke für deine positive Rückmeldung :thumbsup:

    Die Tour wird mittlerweile vermutlich recht häufig gemacht, wir haben bei jedem Besuch der Gehrenspitze dieses Jahr (Westgrat, Klettern, ..) Begeher gesehen und getroffen :smile:

    Viele Grüße,
    Johannes
     
  7. slinder

    slinder Registrierter Benutzer

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    Soeben diese wunderschöne Grattour gemacht. Die Wegfindung ist inzwischen nicht mehr schwierig und auch die Schlüsselstelle im Abstieg von der kleinen Gehrenspitze ist inzwischen derart gestuft, dass diese kaum den I. Grat verlässt. Wir haben unsere Schlüsselstelle an der Blachenspitze gefunden, da wir direkt hoch sind, statt noch einmal ein Stück nach links zu gehen, kurzes Stück im oberen II. (evtl III.) Grat. Super Tour danke für den Tipp!
     
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  8. Dr. Wolf

    Dr. Wolf Registrierter Benutzer

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    Danke für die tolle Beschreibung. Mittlerweile wird diese Tour scheinber sehr oft gegangen. Waren gestern dort unterwegs. Das Gipfelbuch der Blachenspitze zähle alleine für Oktober schon mehr als 20 Einträge. Den Rekord hält eindeutig F.G.
    Durch die vielen Begehungen ist der Weg deutlich leichter zu finden. Die Blachenspitze ist eindeutig der schwierigste Anstieg. Allerdings kann man hier zwischen vielen Varianten wählen, die sehr unterschiedlich schwierig sein dürften. Nur der Abstieg von der Kleinen Gehrenspitze ist wegen der Ausgesetztheit auch anspruchsvoll. Ansonsten hat das Steilgras schon sehr viele Stufen.
     
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  9. Alpenindianer

    Alpenindianer Registrierter Benutzer

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    Aufstieg bis zur Gehrenalm und dann nach dem Wald rechts weglos hoch über Steilgras und Schrofengelände direkt hoch zum Ostgrat zwischen Blachenspitze und kleiner Gehrenspitze. Auf den Grat gekommen wo ein kleines schwarzes Metallkreuz steht. Rest dito. Zu lohnenswerten Zielen gibt es keine Abkürzungen.
     
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