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Schwere Bergtour Himmelhorn über ehemaligen Geisbachtobelweg / Mitteleck

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen unserer Mitglieder" wurde erstellt von Jens, 25. September 2011.

  1. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Himmelhorn über ehemaligen Geisbachtobelweg / Mitteleck 2011

    Beim Wort 'Himmelhorn' denken viele Bergfreunde wohl gleich an den Anstieg über den berühmt-berüchtigten Rädlergrat, der nur absoluten Könnern vorbehalten ist. Für die meisten liegt diese Kletterroute außer Reichweite.

    Über die Begehung des Rädlergrats und ihre alpinhistorische Bedeutung liegt umfangreiches Material vor.
    Im Bayerischen Fernsehen wird hierüber immer wieder mal ein sehenswerter Kurzfilm gezeigt.
    Auch im 'rocksports'-Forum gibt es hierzu einige eindrückliche Tourenberichte.

    Für geübte Tourengeher, die schon die eine oder andere auch schon etwas anspruchsvollere Grastour gemacht haben, sind auf das Himmelhorn jedoch unschwierigere Zugänge 'durch die Hintertür' möglich.
    <Zum besseren Überblick habe ich dem Bericht nachträglich noch zwei Übersichten (Bild 27 + Bild 28, ganz am Ende von 'Antwort 1') hinzugefügt.>
    Hinweis: die angegebenen Randzahlen (Rxxx) aus dem Groth-AV-Führer beziehen sich auf die 12. Auflage 1985.

    Teil 1: Über den ehemaligen Geisbachtobelweg zum Mitteleck:

    Zuerst eine Klarstellung: vom ehemaligen Geisbachtobelweg ist so gut wie nichts mehr vorhanden und bei dieser weglosen Route zum Mitteleck handelt es sich um kein einfaches Wandergelände.

    Ausgangsort ist Oberstdorf. Von dort am besten mit dem Rad bis zum Stuibenfall, entweder bis zur ersten oder dritten Kehre nach der Brücke. Raddepot.

    Der ehemalige Steig wird nicht zu Unrecht in den neueren Karten erst gar nicht mehr eingezeichnet oder auch nur angedeutet. Auf älteren Karten ist – sehr vereinfacht ausgedrückt - erkennbar, das vom Raddepot aus der Steig den massiven unteren Wandriegel in nordöstlicher Richtung umging, danach in etwa parallel zum Geisbachtobel verlief, um schließlich nach Osten abbiegend etwas nördlich vom Mitteleleck auf gut 1800 m Höhe in den heutigen Weg von Käser-Alp hinauf zum Himmelecksattel einzumünden.

    Es ist angezeigt, im Vorfeld das Gelände, bevorzugt aus etwa westlicher / nordwestlicher Richtung, zu studieren und sich einige Orientierungspunkte einzuprägen.
    Wenn man sich erst im ehemaligen 'Steig' bewegt, wird die Orientierung schwieriger.

    Bild_1.jpg
    Bild 1: Übersicht unterer Teil Geisbachtobel, Blick vom Rauhenhalsgrat:
    Oben rechts das erste Teilziel, das Mitteleck.
    Unterhalb davon sind Teile des Felsriegels zu erkennen.
    Bildmitte: unterer Bereich des ehem. GBT-Steig mit dem baumbestandenen Rücken .
    Linker Bildrand: Geisbachtobel (unterer Bereich).

    Auf den ersten Meter sind Zugang Rädlergrat und Route zum Mitteleck identisch.
    Zuerst geht's über ein Bächle und auf einem schwach ausgeprägten Pfad ostwärts weiter zu einer Viehweide.
    Die Wege trennen sich, der 'GBT-Steig' zieht schräg nach rechts in den Hang hinauf.

    Danach geht’s nur noch weglos mühsam durch üppige Botanik aller Art voran.



    Bild_2.jpg
    Bild 2
    In einem Gelände wie hier nach Steigspuren zu suchen, ist absolut witzlos.
    Selbst ist der Pfadfinder. So oder noch wilder gehts fast die ganze Zeit.
    Die Pflanzen und die ganze Umgebung sind im Morgentau patschnass, diesen 'Aggregatszustand' hab ich dann selbst auch innerhalb weniger Minuten angenommen.



    Bild_3.jpg
    Bild 3
    Jede einigermaßen freie Stelle sollte zur Neuorientierung genutzt werden.
    Die Taktik lautet: zuerst mal den bösen Felsriegel umgehen, möglichst ohne dabei in den noch böseren Tobel zu plumpsen.



    Bild_4.jpg
    Bild 4
    Stillleben mit Enzian, Schneebätzles-Rest vom letzten Kaltlufteinbruch und Eishammer.
    Bei diesen Randbedingungen und in diesem Gelände ein hilfreiches Gerät.

    Ab und zu geben mir Gamsbollen Zuversicht, das die eingeschlagene Route doch einigermaßen richtig ist.
    Ich bin um jeden Höhenmeter froh, den ich hier voran komme.
    Im Vergleich zum unteren, bereits sehr steilen Gras-Zustieg des Rädlergrats ist meine Route jedoch fast noch als einfach zu bezeichnen.

    Die Kletterer benützen für ihren unteren Graszustieg bereits öfters Eisgerät + ggf. Steigeisen (hab leider vom unteren Bereich der Kletterer kein gescheites Bild).
    Die Naheinblicke auf den Rädlergrat sind wirklich sehr beeindruckend.



    Bild_5.jpg
    Bild 5: Auf der anderen Seite des Tobels
    Nahblick auf den Drachenrücken, rechts anschließend die Gipfelwand (Schlüsselstelle VI).
    Hermann Rädler schrieb hier 1910 Allgäuer Klettergeschichte, als er auf der Originalroute diesen Aufschwung im Alleingang ohne Sicherung in einer hier nicht sichtbaren, fast senkrechten mürben Gras- und Felswand umging (V+).
    Nach dem Gipfelerfolg ging Herr Rädler erstmal wieder heim nach Langenwang und außer einer kleinen Tagebuch-Notiz erfuhr vorerst niemand davon, geniale Allgäu-Geschichte.
    In der Folgezeit gab es am Rädlergrat leider auch eine Reihe tödlicher Abstürze, auch ganzer Seilschaften.



    Bild_6.jpg
    Bild 6:
    Auf der anderen Seite des Oytals nicht minder beeindruckend die Einsichten in die Höfatsrouten.
    Rechts vom Seilhenker zieht der 'nur mittelschwere' Anstieg über den NO-Grat rauf den 2. Gipfel (R1588 AVF Groth).



    Bild_7.jpg
    Bild 7:
    Im oberen Abschnitt meiner Route zum Mitteleck tritt dann allmählich immer imposanter der Gipfelkörper des Himmelhorns ins Blickfeld.

    <Auch die gnadenlose Kletterroute durch die Himmelhorn-Südwand (etwas links der Bildmitte, VI A2 bzw. IX-/IX) ist bei rocksports beschrieben.>

    Auf Bild 7 kann man deutlich erkennen, wie sich das Himmelhorn nach Osten gegen Schneck und Himmeleck hin mit einem eindrucksvollen langezogenen Wandabbruch gegen allzu viel Besucherandrang wirkungsvoll abriegelt.
    Der untere Teil des Abbruchs mündet dann direkt in den Geisbachtobel ein, der wiederum schließlich knapp unterhalb des Stuibenfalls unten im Oytal ankommt.

    An geeigneter Stelle muss also ein Einstieg ins unterhalb dieser Wand-Barriere liegende Bockkar gelingen ...
    Doch erstmal muss ich am Mitteleck ankommen.



    Bild_8.jpg
    Bild 8: Am Mitteleck
    Endlich ist es dann geschafft und ich komme nach ca. weiteren 500 HM ab Raddepot beim Mitteleck raus. Am Schluss hab ich mich etwas verfranst und lande etwas zu weit westlich. Egal, abhaken und weitermachen.
    Die Berge der Umgebung nehmen schon langsam ihr Winterkleid an.



    Bild_9.jpg
    Bild 9: Brotzeit am Mitteleck



    Bild_10.jpg
    Bild 10: Ein herrlicher Blick ins untere Oytal entschädigt dabei für die bisherigen Aufstiegsmühen.

    Teil 2: Vom Mitteleck aufs Himmelhorn

    Am Mitteleck stoße ich dann auf den Weg, der von der Käser-Alp zum Himmeleck herauf führt.
    Die nächsten knapp 150 HM sind die einzigen, die bei dieser Tour auf einem regulären Weg absolviert werden.

    Auf dem Weiterweg Richtung Himmelecksattel kann ich die Einstiegsmöglichkeiten ins Bockkar studieren.
    Als mögliche Schwachstellen des bei Bild 7 rechts sichtbaren Wandriegels bieten sich an ...:

    Bild_11.jpg
    Bild 11 Variante 1
    … zum einen Variante 1, das oberste Ende des Gratabbruchs (Punkt 2163, Route 1661 AVF Groth), der nicht unspektakulär mit einem ca. 50-m-Absturz vom SW-Grat des Schnecks aufwartet...
    Der obere, nordseitig orientierte Steilgrasausstieg dieses Aufstiegs ist hier nicht sichtbar.
    Nachtrag August 2013: Nähere Beschreibung dieses anspruchsvolleren Zustiegs siehe Beitrag #15


    Bild_12.jpg
    Bild 12 Variante 2 (... + Variante 3)



    Bild_13.jpg
    Bild 13 Variante 2
    … und zum anderen Variante 2 (Bild 12 + 13), die Schwachstelle(n) im Mittelbereich des Wandriegels (Route 1661a AVF Groth)


    Bild_14.jpg
    Bild 14
    Auch eine Querung ins Bockkar ganz unten am Wandfuss sieht machbar aus, doch dagegen spricht schon allein der damit einhergehende beträchtliche Höhenverlust.

    Also entweder Variante 1 oder 2.
    Variante 2 im Mittelbereich des Gratabbruchs erscheint mir sympathischer und ich folge dem Weg zum Himmelecksattel, bis ich etwa auf gleicher Höhe wie diese Schwachstelle bin.
    An dieser Stelle murmelt eine Hangquelle munter vor sich hin.
    Hier nach links ab vom Weg und ohne weiteren Höhenverlust in einem Bogen dem Hang folgend Richtung Gratabbruch. Ab jetzt verläuft alles wieder weglos.

    Auf Bild 14 kann man erkennen, das auf dem Weg zur Schwachstelle einige begraste Geländerippen, die von der Verbindungslinie Himmelecksattel-Schneckvorgipfel herunterstreichen, zu queren sind.



    Bild_15.jpg
    Bild 15
    Im Verlauf der weiteren Querung ergibt sich dieser Rückblick Richtung Mitteleck (der dunkle Geländerücken links oben).
    Die nach rechts unten zur Bildmitte hin abfallende dunkle Flanke dieses Rückens war der obere Teil meines Anstiegs aus dem Geisbachtobelsteig. Rechts davon das obere Oytal.
    Im Vordergrund sind noch eine Runse und rechts unten eine letzte, wieder ansteigende Grasflanke zu überwinden.



    Bild_16.jpg
    Bild 16 Variante 1 und 2
    Danach befindet man sich direkt vor der Schwachstelle 2 und kann den ganzen oberen Gratabbruch und das obere Bockkar direkt einsehen.
    Oben links 'Variante 1' und genau vor mir 'Variante 2', Blickrichtung nach Nord.
    Um einen genaueren Überblick zu bekommen, gehe ich direkt an der Oberkante des Gratabbruchs noch ein paar Meter südwärts und hänge mich kopfüber (hier gut möglich) über die Kante, die hier eine leichte Kurve macht.



    Bild_17.jpg
    Bild 17 Abbruch Variante 2
    Es ergibt sich dabei dieser Einblick ins Bockkar.
    Der Abbruch lässt sich aus dieser Perspektive nicht vollständig überblicken, solche Stellen sind auch nicht ganz einfach zu fotografieren.

    Ich folge dem Wandabbruch oberseitig weiter Richtung Süden und nach etwa 50 Entfernungsmetern sehe ich plötzlich zu meiner Überraschung noch eine Einstiegsmöglichkeit, die mir bisher unbekannt war:

    Bild_18.jpg
    Bild 18 Variante 3
    Diese Einstiegsmöglichkeit (Variante 3) hat sich wirklich gut getarnt und ist eigentlich erst dann richtig zu erkennen, wenn man direkt dran vorbeiläuft.
    Der Vorteil dieser Stelle ist, das man den gesamten Abstieg ins Bockkar von oben recht gut überblicken und einschätzen kann.
    Wenn Ihr nochmal zu Bild 12 zurückgeht, könnt Ihr oben etwas rechts der Bildmitte die Variante 2 und am ganz rechten Bildrand die begraste Abstiegsflanke von Variante 3 gut erkennen.
    Offensichtlich wird diese Stelle für den Abstieg auch gelegentlich genutzt, bei genauerem Hinsehen sind vor Ort undeutliche Begehungsspuren erkennbar. :

    Ich steige noch nicht ins Bockkar ab, sondern folge dem Gratabbruch oben weiter nach Süden bis kurz vor dem Übergang in den obersten Geisbachtobel (Bild 19) :
    Bild_19.jpg
    Bild 19

    Die ganze Umgebung ist recht interessant.
    Leider ist die Jahreszeit (zweite Septemberhälfte) hier oben doch schon ziemlich weit fortgeschritten und die Blütenpracht hat ihren Höhepunkt schon lange überschritten.
    Trotzdem finden sich immer noch einige botanische Schätze, die am nahegelegenen, aber viel häufiger frequentierten Himmelecksattel offenbar einen schwereren Stand haben …

    Nach diesem Exkurs Richtung Fusspunkt des Wandriegelabbruchs hab ich doch beträchtlich Höhenmeter verloren und ich muss mich mühsam auf gleicher Route zurück wieder zu den zuvor schon ausgespähten Einstiegsmöglichkeiten 2 und 3 hinarbeiten.



    Bild_20.jpg
    Bild 20 Abstieg Variante 3
    Bei Variante 3 (Einstieg siehe Bild 18) steig ich endlich ins Bockkar runter.
    Ich steige vorsichtig nicht in direkter, mehr schrofendurchsetzter Fallinie ab, sondern quere eher schräg nach links unten (vgl. Bild 12, ganz rechte Grasrinne).

    Nachtrag 2012:
    Die beschriebenen Varianten 2 und 3 hab ich jetzt zwischenzeitlich beide zweimal gemacht:
    Sind beide nicht so ganz einfach, vor allem im Abstieg (~ II, ca. T5-T6). Nicht bei Nässe begehen.
    Bei Variantersönliche e 3 besonders auf herausgerissene lose Grasstücke aufpassen, die darunterliegenden erdigen Partien sind sehr mit Vorsicht zu genießen.

    Nachtrag Juli 2016:
    Nachdem ich zwischenzeitlich mehr solcher Touren auf ähnlichen Schwierigkeitslevel gemacht habe - und auch im Abgleich mit den Schwierigkeitsbewertungen aus den Tourberichten anderer geschätzter Kollegen - ändere ich meine persönliche Schwierigkeitsbewertung dieser Passagen wie folgt:
    Variante 2: II / T6
    Variante 3: T5-T6 oder T6-

    Diese Passagen sind beide im Abstieg nicht unheikel, nur für erfahrerenes Steilgras-Personal !
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. Juli 2016
  2. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Himmelhorn über ehemaligen Geisbachtobelweg / Mitteleck 2011 - Fortsetzung und Schluss

    Bild_21.jpg
    Bild 21
    Im Bockkar unten angekommen, setze ich meinen Weg Richtung Himmelhorn fort. Das 'Horn' liegt, hier nicht richtig erkennbar, oben links im Bild, hinter dem begrünten Hochpunkt.

    Der direkt-geradlinige Anstieg zum Horn ist nicht schwierig, aber bei dem unangenehm zu begehenden Geröll kommt nicht so recht Freude auf.
    Nach kurzer Zeit beschließe ich deshalb, meinen Aufstieg weiter rechts über den breiten, gut erkennbaren Grasstreifen fortzuführen (zieht im Bild 21 von links unten nach rechts oben).
    Diese Route zieht nach oben hin etwas steiler werdend zum fast waagrechten Verbindungsgrat zwischen dem Gipfelhorn und dem auf dem Foto ganz rechts sichtbaren oberen Gratabbruch (Variante 1 - Übergang zum Schneck).

    Bisher hatte ich nach dem nassen Start im Morgentau mit dem Wetter Glück. Die Großwetterlage passt auch.
    Sei einiger Zeit kann ich jedoch beobachten, wie der Gipfel des Großen Wilden und die umliegenden Gipfel immer mehr in den Wolken abtauchen.



    Bild_22.jpg
    Bild 22
    Ein Rückblick auf meinen bisherigen Anstieg im Kar zeigt mir, dass wie von Geisterhand getrieben immer dichtere Wolkenschwaden in Windeseile heraufziehen.
    Mein Einstieg ins Bockkar ist innerhalb kürzester Zeit schon in den Schwaden verschunden.

    Ich bin inzwischen nur noch etwa 50 Höhenmeter vom oberen waagrechten Grat weg und in meinem Kopf laufen verschiedene Szenarien ab, wie es mit meiner Tour weitergehen soll ...
    Im Rucksack ist noch was zum Anziehen, Biwaksack ist mit an Bord und zum Trinken hab ich auch noch reichlich.
    Mir ist gleich klar: wenn es mit der Nebelsuppe ganz dick kommt, würde ich eher hier oben biwakieren und halt am nächsten Morgen den Rückmarsch antreten, bevor ich hier zu einem Blindflug zurück Richtung Himmelecksattel über die Runsen und Geländerippen ansetze.
    Ich wäge kurz ab, und setze dann meinen Weg nach oben beschleunigt fort.



    Bild_23.jpg
    Bild 23 Himmelhorn
    Ein paar Meter vor Ankunft am Grat taucht dann das Himmelhorn eindrucksvoll im Wolkenflor auf.



    Bild_24.jpg
    Bild 24 Variante 1
    Mir fehlen jetzt nur noch wenige Meter und der obere Grataufstieg (Variante 1, hier der untere felsige Teil) zum Schneck-SW-Grat türmt sich jetzt direkt vor mir eindrucksvoll auf. Ich bin inzwischen voll von einem Wolkenmeer umgeben.



    Bild_25.jpg
    Bild 25 oben am waagrechten Grat
    Endlich komme ich ganz oben an.
    Der Blick auf dem fast waagrechten Grat geht rüber zum Himmelshorn, das in einem gespenstisch gleisenden Licht herüberstrahlt.



    Bild_26.jpg
    Bild 26 Variante 1
    Der obere Grataufstieg zum Schneck verschwindet von einem Augenblick auf den anderen direkt vor meinen Augen. Auch das Himmelshorn ist praktisch ganz entschwunden.

    Das Ganze hat leider den Nachteil, das aufgrund der fehlenden Sicht das Hinüberqueren zum Horn, das jetzt fast zum Greifen nah vor mir liegt, sich erübrigt. Man sieht einfach nichts mehr.

    Mir wird klar, dass es hier oben heute nicht mehr aufmacht, diese Suppe bleibt sicher heut hier drin und so war' s dann auch.

    So trete ich schließlich meinen Rückweg an, ohne jedoch sonderlich enttäuscht zu sein.
    Bekanntlich läuft ein Berg nicht davon und das Himmelhorn mache ich bei besserer Sicht und wenn alles wieder in voller Blütenpracht steht irgendwann gern noch einmal. Genug zu Entdecken gibt’s hier immer.

    Um das Ende der Geschichte kurz zu machen:
    Nach unten hin hat die Sicht bei gebotener Vorsicht und mit der Biwakoption im Hinterkopf immerhin dazu ausgereicht, um wieder bei meinem Einstieg (Variante 3) rauszukommen.
    Für den Ausstieg benützte ich diesmal die daneben liegende Variante 2. Diese Ein-/Ausstiege waren auch die Schlüsselstellen der Tour - man sollte die Tour nur bei guten Witterungsverhältnissen und trockenem Untergrund durchführen.

    Danach ging es wieder zügig über die Geländerippen rüber zum Weg vom Himmelecksattel und über die Käseralpe hinab zum Stuibenfall / Raddepot / Auto und ab in die Heimat.

    ENDE

    Nachträglicher Anhang Bild 27 +28 zum besseren Überblick (Standort: Rauhenhalsgrat) :

    Bild_27.jpg
    Bild 27 Schneck und Himmelhorn



    Bild_28.jpg
    Bild 28 Gesamtübersicht der Tour

     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  3. Johannes

    Johannes Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Hallo Jens,
    eine super Tourenbeschreibung hast du da geschrieben!

    :thumb2:

    Der einzige kleine Wermutstropfen war wohl die schlecht Sicht auf dem Grat, aber zum Glück musstest du nicht da oben biwaken :eek:

    Ich denke wir versuchen uns da nächstes Jahr oder so auch mal oder Thom? :wink:

    Grüße aus dem Allgäu,

    Johannes
     
  4. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Jab, Himmelhorn steht ebenfalls auf der Steilgraswunschliste 2012!
    Hoffentlich geht der Winter schnell rum :wink:
     
  5. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    @ Johannes:
    Johannes, trotz der Sicht-Bremse am Schluss war die ganze Aktion trotzdem klasse. Himmelhorn mit den Nebelschwaden war schon was. Kommt sicher irgendwann nochmal in einer variierten Fassung ...

    @ Thom: Kann den Winter jetzt eigentlich auch nicht brauchen.
    Es gäb grad jetzt so viele Touren noch durchzuziehen ....

    Grüße an Euch, Jens
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  6. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Himmelhorn – Zwischenstand Ende Sept. 2012:

    Himmelhorn – Zwischenstand Ende September 2012:

    Gestern hab ich von Hinterstein aus dem Schneck einen kleinen Besuch abgestattet, um einige Fotos zu machen. Vor allem sollte die Umgebung des Laufbacher Ecks bildtechnisch noch erfasst werden, wo ich mich heuer etwas herumgetrieben habe.
    Nicht zuletzt aufgrund der etwa 15 Liter Niederschlag am Vortag versprach ich mir relativ gute Lichtverhältnisse. Das war anfangs auch so, leider war dann doch wohl zu viel Dampf in der Atmosphäre, sodass mir die Wolken an diesem Tag immer mehr einen Strich durch die Rechnung machten.

    Im Anschluss an den Schneck bin ich oben noch an seinem kaskadenförmig ausgebildeten SW-Grat entlang geschlendert - mit beeindruckenden Einblicken in die Hohen Gänge. Die Grasflanken dort unten sind zum Teil brutal steil, auch im sicheren Naheinblick von oben absolut sehenswert. Die oftmals postulierte 'perfekte Trittsicherheit' – dort unten wird sie sicher zu Recht eingefordert.

    Schließlich kam ich am oberen Abbruch bei dem in meinem Bericht erwähnten P2163 / (R1661 Groth) heraus, der nach den alten AVF ja eine bekannte Zugangsmöglichkeit zum Himmelshorn darstellt.

    Aha, so sieht das also hier aus:
    der auch von oben nicht vollständig einsehbare Abstieg sieht zwar nicht unmachbar, aber auch nicht gerade einfach aus: oben gestuftes Steilgras, nach unten hin Übergang in einen Felsbereich. Dort ist auch ein südseitig plattenartig ausgebildeter Abschnitt erkennbar, aber man kann von oben die Schwierigkeiten an dieser Stelle nicht so ganz einschätzen.
    Auf alle Fälle ist der gesamte Zugang ziemlich exponiert, darunter geht es tief hinunter und die Gras-Partie liegt nach vorangegangenem Niederschlag abtrocken-technisch in eher ungünstigen Nordwest-Orientierung. Im rocksport-Forum ist von den profs dieser Zustieg mit II-III bewertet.
    Nachtrag August 2013: Nähere Beschreibung dieses anspruchsvolleren Zustiegs siehe Beitrag #15

    Das hätte ich mir gern noch mal vom Wandfuss 'unten' genauer angeschaut, beim letzten Mal stand ich dort unten am Schluss in der vollen Wolkensuppe.

    Deshalb gings anschließend, stets die günstigste Linie suchend, insgesamt in etwa südwärts, am oberen Rand (= östlich) zur Absturzkante ins Bockkar entlang, um über meinen 'alten', mir bekannten Einstieg (R 1661a Groth) dorthin abzusteigen.

    Am Einstieg angekommen, ließ ich recht schnell von meinem Vorhaben ab, der Abstieg war mir an diesem Tag nach dem vorangegangenen Niederschlag doch zu schmierig und zu heikel: das dort angetroffene, eh nur eher lichte Gras ließ nach dem Niederschlag und dem Nachtfrost heute leider doch schon bedenklich die Flügel hängen, die erdigen kleinen Tritte rutschig ...
    Für etwas anspruchsvollere Unternehmungen im Gras muss man in der jetzt schon fortgeschrittenen Jahreszeit doch viel mehr auf wirklich gute Randbedingungen achten. Da waren beim letzten Mal die Verhältnisse merklich besser. Für mich war's an diesem Tag zu vage – Sicherheit hat Vorrang.
    Die Ecke ums Himmelhorn ist kein einfaches Wandergelände.

    Trotzdem eine schöne Tour, die sich gelohnt hat.
    Also, Himmelhorn verschoben auf einen späteren, günstigeren Zeitpunkt, dieses Jahr wohl eher nicht mehr.

    Das Kapitel Himmelhorn ist spannend, ist noch nicht abgeschlossen und bleibt deshalb für mich auf der Agenda.
    Im Anhang hab ich euch noch ein paar Impressionen mitgebracht:
    (die Bilder möchte ich speziell Christian, derzeit im Berg-Exil an fernen Gestaden ausharrend, widmen)

    Bild 29 bis 37: beim Aufstieg vom Himmeleck zum Schneck:
    Bild_1c.jpg
    Bild 29 Höfats und Himmelhorn, die Steilheit der Himmelhorn-Ostflanke kommt auf Bild 29 + 30 nicht adäquat rüber



    Bild_2c.jpg
    Bild 30


    Bild_3c.jpg
    Bild 31 Die aufziehenden Wolken geben der attraktiven Höfats ein mystisches und unnahbares Flair



    Fotopause am Schneck-Vorgipfel:
    Das Himmelhorn und die westlichen Rippen der Hohen Gänge (Bild 32 bis Bild 37)
    Bild_4c.jpg
    Bild 32



    Bild_5c.jpg
    Bild 33



    Bild_6c.jpg
    Bild 34



    Bild_7c.jpg
    Bild 35



    Bild_8c.jpg
    Bild 36



    Bild_9c.jpg
    Bild 37



    Nach der Foto-Pause der kurze und bekannte Übergang zum Schneck-Hauptgipfel:
    Bild_10c.jpg
    Bild 38: Am Schneck-Hauptgipfel: Rückblick zum Vorgipfel



    Bild_11c.jpg
    Bild 39 Am Schneck-Hauptgipfel: Wolkenschwaden in der Wilden-Gruppe

    Wieder zurück am Vorgipfel:
    Bild_12c.jpg
    Bild 40 zwei Bergwanderer am ersten Aufschwung beim Übergang vom Vorgipfel zum Hauptgipfel



    Weiter entlang am Schneck-SW-Grat:
    Bild_13c.jpg
    Bild 41 Die Hohen Gänge



    Angekommen bei Abbruch P2163:
    Bild_14c.jpg
    Bild 42 Blick zum Himmelhorn



    Bild_15c.jpg
    Bild 43 Grat-Zwischenschneide



    Bild_16c.jpg
    Bild 44 Der Abbruch bei P2163. Die Ausgesetztheit dieser Passage kommt nicht rüber.



    Bild_17c.jpg
    Bild 45


    Beim Abstieg zur unteren Schwachstelle: Einblicke in die Bockkar-Abrüche
    Bild_18c.jpg
    Bild 46 <das Foto ist nicht seitenverdreht>



    Bild_19c.jpg
    Bild 47



    Bild_20c.jpg
    Bild 48

    ist fortzusetzen ...
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
  7. Hoefatssuechtig

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    Atemberaubende Ansichten

    Vielen Dank für deine wirklich spektakulären Ansichten und Einblicke in die Hohen Gänge, Jens. Die Ausgesetztheit und Steilheit kann man auch vom Bildschirm sehr gut nachempfinden.

    Wirklich schade nur, dass dir wieder einmal das Wetter einen Strich durch deine "Grasrechnung" gemacht hat.

    Anbei noch ein interessanter Originalbericht aus der Erschließerzeit der Allgäuer Alpen von Rudolf Kusdas, der im Jahrgang 1893 der Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins veröffentlicht wurde:
    Schneck 1893MittDAVs_S6_1paint.jpg
    Schneck 1893MittDAVs_S6_2paint.jpg
    Schneck 1893MittDAVs_S6_3paint.jpg

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  8. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Hallo Christian,

    danke für deine gestrigen hochinteressanten alpinhistorischen Beiträge.
    Fabelhaft, was du an Material immer zu Tage förderst, eine wahre Fundgrube für Bergliebhaber.
    Wäre doch ewig schade, wenn solche Texte der Pioniere in der Versenkung blieben.

    Kommst du an die Originaltexte von Faschingleitner/Zint/Stolze/Prinz .. heran ?

    ============================================================

    Mit solchen Teilen auf dem Normalweg auf den Schneck, uii ...
    1a_Steigeisen.JPG
    Die Textpassage mit dem 'ungewöhnlich großen Schritt' gefällt mir auch gut.

    Viele Grüße aus dem heute etwas grauen Süden in den Hohen Norden, Jens

    ========================================================

    Die Mutter aber verdoppelte an solchen Tagen das Pensum des abendlichen Rosenkranzes ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  9. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

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    Höfats-Sestogradisten

    Ich bin gerade intensiv auf der Suche nach solchen Berichten, jedoch befürchte ich, dass die Allgäuer Sestogradisten (was für ein Wort:scratch:smile: um einiges stiller und geheimnisvoller sind, was die genaue Schilderung jener Kletterfahrten anbelangt, ganz im Gegensatz zu manch "oberbayerischen" Kletterern. Wie du vielleicht weißt, hat ja Hermann Rädler so gut wie keine schriftliche Notiz über seine Bergfahrten hinterlassen.

    Das Problem ist, dass nach dem Ersten Weltkrieg die Bergzeitschriften fast explosionsartig zunahmen, siehe "Der Bergsteiger", "Der Winter", "Bergkamerad" usw., und nebenbei wurden die gängigen Zeitschriften wie die "Deutsche Alpenzeitung", die "Österreichische Alpenzeitung", die "Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins" immer voluminöser, sodass meine Suche noch ein paar Wochen (anstrengende und erschöpfende Archivsuche!) dauern kann. Ich setze jedoch große Hoffnung auf den Jahrgang 1936 der "Deutschen Alpenzeitung", in dem wohl Anton Stolze über seine Erinnerungen an die extremen Nordwände der Höfats berichtet. Ansonsten müssen wir uns wohl mit den knappen Beschreibungen der ersten beiden Allgäu-Führer begnügen (siehe meinen Beitrag über die Erschließung der Höfats).

    Wenn du möchtest, kann ich jedoch zur "Überbrückung der Recherchedauer" die sehr umfangreiche Beschreibung von Josef Enzensperger über das Höfatsmassiv (aus dem Jahrgang 1896 der Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins) online einstellen, oder, falls du diese bereits kennen solltest, seine ausführlichen Erlebnisberichte über den Höfats-Nordgrat und die Höfats-Südostwand, die 1905 in erster Auflage und 1924 in zweiter Auflage posthum unter dem Titel "Ein Bergsteigerleben" veröffentlicht wurden. Oder interessiert dich lieber der Originalartikel über die Höfats aus der dreibändigen Reihe "Die Erschließung der Ostalpen"? Diese stammen zwar noch aus der ersten Erschließungswelle, sind aber aus heutiger Sicht trotzdem amüsant zu lesen. Ich bleibe auf jeden Fall "am Ball".

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  10. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Himmelhorn Oktober 2012

    Gestern hat's doch noch mit dem Himmelhorn geklappt:

    Himmelhorn.JPG

    Himmelhorn_2.JPG
    Mehr Bilder folgen ...

    Ein paar weitere zwischenzeitlich bei alpic: LINK

    Sehr eindrückliche Tour.
    Meinen Bericht werde ich - nach neu gewonnenen 'Erkenntnissen' etwas überarbeiten und noch ein paar zusätzliche Hinweise geben.

    Danke an Tobias und Thom für die positive Gras-Zwischenstandsmeldung vorgestern von der Laufbichlkirche, das hat mich motiviert, heuer doch noch einen Anlauf zu starten.


    Grüße an alle, Jens

    edit:
    weitere Impressionen dieser Tour siehe Beiträge #13 und #14
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  11. Hoefatssuechtig

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    Geisbachtobelweg Überblick

    Vom Weg zwischen der Unteren und der Oberen Lugenalpe hat man ebenfalls einen guten Überblick über den ehemaligen Geisbachtobelweg. Vor allem im Spätherbst bei spärlicher Vegetation erkennt man manche alte Trittspuren besser. Die nachfolgenden Photos entstanden am 22. Oktober 2012.

    Das erste Bild zeigt zunächst einen groben Überblick. Der Geisbachtobelweg befindet sich in der unteren Bildmitte:
    Geisbachtobelweg01paint.jpg



    Hier nun ein genauerer Überblick:
    Geisbachtobelweg02paint.jpg



    Die folgende Routenführung habe ich aus Jens' Beschreibung und anderen alten Quellen versucht, wieder zu rekonstruieren (siehe rot eingezeichneter, ungefährer Wegverlauf). Verbesserungen sind jederzeit erwünscht.
    Geisbachtobelweg03paint.jpg

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  12. Hoefatssuechtig

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    Geisbachtobelweg Überblick

    Einen weiteren guten Überblick über den ehemaligen Geisbachtobelweg erhält man vom Gipfel der Kleinen Höfats.

    Zunächst wieder ein grober Überblick, der Geisbachtobelweg befindet sich in der unteren bis mittleren, rechten Bildhäfte:

    Geisbachtobelweg01paint.jpg



    Das gleiche Photo in stark vergrößerter Form zeigt nun den ehemaligen Geisbachtobelweg etwas genauer. Ganz rechts unten erkennt man noch die markante Wegschleife mit dem Raddepot und ganz rechts oben ist der Weg zum Himmelecksattel erkennbar. Bei genauerem Hinsehen sind auch noch schwache Wegspuren auszumachen.
    Geisbachtobelweg02paint.jpg

    Grüße, Christian aus Moormerland
     
  13. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Himmelhorn-Tour Oktober 2012

    Etwas verspätet (räusper …:roll:smile: möchte ich heute noch ein paar Bilder von meiner Tour aufs Himmelhorn Anfang Oktober 2012 nachliefern:

    Bild 101 und 102 zeigen nochmals von unten die beiden Zustiegsmöglichkeiten hinunter ins Bockkar im Mittelbereich des Wandriegels (im Originalbeitrag mit 'Variante 2' und '3' bezeichnet).
    Der Zustieg sieht auf den Fotos etwas einfacher aus, als es ist – die Perspektive täuscht.

    Bild_101.jpg
    Bild 101: 'Variante 3' aus dem Bockkar, darüber der Nordgipfel des Großen Wilden
    Man quert schräg von rechts oben nach links unten.



    Bild_102.jpg
    Bild 102: 'Variante 2' aus dem Bockkar. Auch hier von rechts oben nach links unten.

    Wenn man nach unten ins Bockkar abgestiegen ist, empfehle ich, direkt und mit nur geringem Höhenanstieg Richtung Westen zum Himmelhorn-SSW-Grat hinüberzuqueren (abweichend zu meinem beschriebenen Anstieg im Originalbeitrag).
    Auch nicht direkt rauf zum Gipfel, da spaßbremsendes Brösel- und Geröllgeschleiche.



    Bild_103.jpg
    Bild 103:
    Der SSW-Grat ist erreicht (Rückblick).
    Unten ist der Stuibenfall erkennbar.
    Die Kletterkollegen kommen von da unten hoch und haben hier das Schwierigste hinter sich.
    Der Schlussanstieg auf dem SSW-Grat hinauf zum Himmelhorn-Gipfel ist jetzt nicht mehr schwierig.



    Bild_104.jpg
    Bild 104 Rückblick am oberen SSW-Grat Himmelhorn



    Bild_105.jpg
    Bild 105: Gleich ist der Gipfel rechts oben erreicht. Links der etwas tiefere gelegene, weithin sichtbare markante Zapfen.



    Bild_106.jpg
    Bild 106: oben am Gipfel:
    der Aptychenkalk bildet DIE Grundlage für die typische und einmalige Flora der Allgäuer Grasberge.
    Der Gipfel hat übrigens kein Kreuz, kein Senfglas etc, nur in den Kletterrouten befinden sich Gedenkkreuz und Wandbücher.



    Bild_107.jpg
    Bild 107: In Verlängerung des Himmelhorn-SSW-Grats: der Oytalschluss



    Bild_108.jpg
    Bild 108: grandiose Kulisse



    Bild 109 und 110 beim Zustieg nähe Himmelecksattel aufgenommen:

    Bild_109.jpg
    Bild 109: Seilhenker, Kleine Höfats, Höfats



    Bild_110.jpg
    Bild 110: Kleine Höfats
    Links der Ostgrat, rechts der noch anspruchsvollere NO-Grat.
    Aus für jedermann ersichtlichen Gründen halten sich die Besucherzahlen auf diesem Gipfel in recht überschaubaren Rahmen ...



    Bild_111.jpg
    Bild 111: das Ganze vom Himmelhorn aus gesehen



    Bild_112.jpg
    Bild 112: nochmals der NO-Grat der Kleinen Höfats



    Bild_113.jpg
    Bild 113: der obere Teil des NO-Grats der Kleinen Höfats



    Bild_114.jpg
    Bild 114: Der Seilhenker mit seiner schwierigen Ostkante (IV)



    Bild_115.jpg
    Bild 115: Plötzlich taucht ein Steinadler über dem Seilhenker auf



    Bild_116.jpg
    Bild 116: Es ist eine Freude, dem stolzen Vogel bei seinem eleganten Segelflug zuzuschauen.
    Jetzt streicht er über das Himmelhorn.



    Bild_117.jpg
    Bild 117: Das Mitteleck vom Himmelhorn.
    Aus der Ferne sind bei genauer Betrachtung noch die Kehren des zwischenzeitlich abgegangenen Geißbachtobel-Steigs gut erkennbar.



    Bild_118.jpg
    Bild 118: Mittel-, Zweiter- und Westgipfel der Höfats mit der markanten Scharte.
    Die ausgebüchsten Schafe, die sich im Herbst 2012 am Zweiten Gipfel aufhielten (da muß auch 'Schaf' erst mal raufkommen ...), sind gerade nicht zu sehen.
    Sie konnten später im Jahr noch rechtzeitig wieder runter ins Dietersbach-Tal geführt werden.



    Bild_119.jpg
    Bild 119: immer wieder beeindruckend: die düstere Nordwand der Höfats.
    Nur Spitzenkletterer dürfen sich hier heranwagen.



    Bild_120.jpg Bild 120: Höfats mit nördlichem Vorgebirge

    Fortsetzung siehe Beitrag #14...
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
  14. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Fortsetzung Himmelhorn-Tour Oktober 2012

    Fortsetzung Himmelhorn-Tour Oktober 2012:

    Bild_121.jpg
    Bild 121: Herrlicher Blick ins untere Oytal und weit darüber hinaus


    Bild_122,.jpg
    Bild 122: die obere Zustiegsmöglichkeit hinauf zu P2163 beim Schneck-SW-Grat (im Originalbeitrag 'Variante 1').
    Foto beim Aufstieg gemacht, sieht nicht ganz unhappig aus.
    Spätestens bei Benutzung dieses Zustiegs müsste wohl allerdings das Attribut 'schwere Bergtour' angewandt werden. Diese luftige Angelegenheit (ca. 50 Hm) ist für das nächste Mal auf der to-do-Liste vorgemerkt.
    Nachtrag August 2013: Nähere Beschreibung dieses anspruchsvolleren Zustiegs siehe Beitrag #15

    Bild_123.jpg
    Bild 123: elegante Linienführung: der Schneck vom Himmelhorn aus


    Bild_124.jpg
    Bild 124: Besser nicht zu weit vortreten … (Schneck-Hauptgipfel)


    Bild_125.jpg
    Bild 125 Laufbacher Eck - Rotkopf - Schneck


    Bild 126 bis 128: der dreigipflige Rotkopf präsentiert sich vom Himmelhorn aus besonders attraktiv
    Bild_126.jpg


    Bild_127.jpg

    Bild_128.jpg

    Bild_129.jpg
    Bild 129: zwei Wanderer am Laufbacher Eck


    Bild_130.jpg
    Bild 130: Lachenkopf-Ostgipfel


    Bild_131.jpg
    Bild 131: Schochen


    BIld_132.jpg
    Bild 132: die Aufstiegroute zum Nordgipfel des Großen Wilden


    Bild_133.jpg
    Bild 133: Kleiner Wilder

    Nachtrag:
    Die nachfolgenden Bilder 134 bis 140 stammen ebenfalls von einer Tour im Herbst 2012.
    Aufnahmestandorte Schochen und Lachenkopf, leider mindert das Gegenlicht etwas die Bildqualität.

    Bild_134.jpg
    Bild 134 Schneck-Himmelhorn von Norden


    Bild_135.jpg
    Bild 135: In den alten AVF noch aufgeführt: der Himmelhorn-Nordwestgrat (IV+).
    Vermutlich sehr selten begangen.


    Bild_136.jpg
    Bild 136: Gipfelbereich Himmelhorn


    Bild_137.jpg
    Bild 137: Auschnitt Himmelhorn SW-Grat (Rädlergrat)


    Bild_138.jpg
    Bild 138: Dies müsste die Schlüsselstelle der Rädler-Originalroute sein (V+).
    Heute weichen die Kletterer hier etwas in die SW-Flanke aus, die technisch zwar etwas schwieriger, dafür aber besser absicherbar ist.


    Bild_139.jpg
    Bild 139 und Bild 140: der luftige obere Zustieg zu P2163 hinauf zum Schneck-SW-Grat


    Bild_140.jpg
    Bild 140


     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  15. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

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    Himmelhorn-Schneck-Tour Juli 2013

    Im Juli 2013 konnte ich mein 'Himmelhorn-Projekt' zum Abschluss bringen.

    Nachdem ich wie die vorigen Male über die in den vorangegangen Beiträgen hinlänglich beschriebene Bockkar-Schwachstelle eingestiegen war und den Gipfel erreicht hatte, ging es diesmal 'oben' über P2163 wieder hinauf zum Schneck-SW-Grat.

    Vom Gipfel aus sah dieser 49m hohe Ausstieg und auch der Übergang dorthin - zumindest für mich - schon immer recht garstig aus.
    Es hat sich dann aber bei idealen Verhältnissen besser aufgelöst als gedacht, der kurze Übergang zum Ausstieg ist unschwierig, am Ausstieg selbst ist das Steilgras relativ gut gestuft (ca. T6-) und die kurze Felspassage im Mittelteil des Ausstieges ist auch für einen geübten Nicht-Kletterer gut machbar (II).

    Das Ganze geht ab dem Himmelhorn sehr zügig von statten.
    Danach gings noch am Schneck-SW-Grat entlang und zum Abschluss machte ich noch einen kurzen Abstecher auf den Schneck selbst.

    Anbei noch einige Impressionen, ich wünsche euch allen viel Spaß beim Anschauen.

    Insgesamt ist der komplette Himmelhorn-Beitrag jetzt doch etwas unübersichtlich geworden, ich bitte alle Leser um wohlwollende Nachsicht.
    Aber er hat sich halt erst nach und nach entwickelt und so soll es jetzt erst mal für sich stehen bleiben.
    Bin nur ein einfacher Wanderer in den Bergen des Herrn und musste mir das Himmelhorn selbst erst etwas mühsam erarbeiten, aber es hat sich gelohnt. :wink:


    201.JPG
    Bild 201 Nach dem Einstieg zum Gipfel wieder über den oben unschwierigen Himmelhorn-SSW-Grat



    202.jpg
    Bild 202 Am Himmelhorn-Gipfel: Blick hinüber zur Gipfelkrone der Steilgras-Königin



    203.jpg
    Bild 203: Vom Gipfel Blick zum Übergang und Ausstieg hinauf zu P2163



    204.jpg
    Bild 204 Rückblick: die kleine Zwischenerhebung auf dem Weg zum Ausstieg



    205.jpg



    206.jpg



    207.jpg



    208.jpg
    Bild 205 bis 208: gut geschützt vor unzuträglich viel Interesse:
    üppige und typische Allgäuer Steilgras-Flora in den Flanken am Himmelhorn



    209.jpg
    Bild 209: Beim Übergang zum Ausstieg: herrlicher Blick ins Oytal



    211.jpg
    Bild 210: Der Ausstieg hinauf zu P2163, da geht’s jetzt rauf ...



    210.JPG
    Bild 211: Die Felspassage im Mittelteil



    212.jpg



    213.JPG
    Bilder 212 und 213: Das Ganze aus anderer Perspektive: Übergang und Ausstieg vom Rotkopf aus aufgenommen



    214.JPG
    Bild 214: Weiter geht’s am Schneck-SW-Grat entlang, zum Abschluss noch kurz hinüber zum Hauptgipfel (Aufnahmestandort: Rotkopf)



    215.jpg
    Bild 215: Am Schneck-SW-Grat: Blick zum dreigipfligen Rotkopf.
    Nachtrag Januar 2014: von seiner lufigen Überschreitung hab ich inzwischen einen eigenen kleinen Bericht gemacht: LINK;
    siehe auch den spannenden Beitrag vom ft-Team: LINK



    216.jpg
    Bild 216: Am SW-Grat:
    Blick hinüber zum Schneck, beeindruckend hier die supersteilen Gras-Flanken der Hohen Gänge



    217.jpg



    218.jpg
    Bild 217 und 218: Ankunft am Schneck: Rückblick zum Himmelhorn



    219.JPG



    220.JPG
    Bild 219 und 220: Nah-Einblicke in die Hohen Gänge vom Rotkopf aus
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  16. Hoefatssuechtig

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    Geisbachtobelweg Erneuerung im Jahr 1927

    Der Geisbachtobelweg wurde übrigens im Juni und Juli 1927 das letzte Mal erneuert und auf Vordermann gebracht, man brachte einige Drahtseile und Wegtafeln an. Im Folgenden dazu der Originalbeitrag aus der Zeitschrift "Der Alpenfreund", Nr. 16 vom 2. August 1927:

    Gaisbachtobelweg 02_Aug_1927paint.jpg

    Aus dem Artikel geht hervor, dass der Geisbachtobelweg einst sehr beliebt, jedoch bereits in den 1920er Jahren "vollkommen verfallen" war und schon um 1900 häufig frequentiert gewesen sein muss.

    @Jens: Vielen Dank für deine beeindruckenden Aufnahmen, die nächsten Ziele im Sommer 2014 sind somit gerettet :wink:.
    Frage: Hast du noch irgendetwas von dieser, bereits über 80 Jahre zurückliegenden Erneuerung finden können? Vor allem die Informationstafeln würden mich brennend interessieren.

    Die einzige mir bekannte, historische Aufnahme dieses Gebietes (nachkoloriert) stammt aus dem Jahr 1898 von M. Rauch aus Kempten:

    Oytal im Jahr 1898paint.jpg


    Hier noch zwei Detailansichten daraus, den Geisbachtobelweg kann man mit etwas Fantasie ein wenig erahnen:

    Oytal im Jahr 1898 Detail1paint.jpg

    Oytal im Jahr 1898 Detail2paint.jpg

    Ein bergerfülltes und frohes neues Jahr wünscht

    Christian aus Moormerland
     
  17. Jens

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    AW: Himmelhorn über ehemaligen Geisbachtobelweg / Mitteleck

    Christian, man muss wohl davon ausgehen, dass alte Schilder etc. schon längst den Weg in Hütten, Sektionen und private Hände usw. gefunden haben, sofern sie überhaupt noch existieren.
    Die allermeisten solcher alpinhistorischen Gegenstände dürften nicht mehr im ursprünglichen Gelände vorhanden sein.
    Ich glaube, die Darstellung des Steiges in diesem interessanten Originalbeitrag ist ein bisschen im historischen Kontext zu sehen. In den wirtschaftlich sehr schwierigen 1920iger Jahren war nach dem Krieg wieder einsetzender Tourismus überlebenswichtig für die Region, es klingt heute fast wie der Werbetext eines Fremdenverkehrvereins.

    So ganz einfach für 'jeden Turisten, auch Anfänger', wie im obigen Text beschrieben, war der Steig meiner Vermutung nach nie gewesen, das gibt das Gelände einfach nicht her.

    Hierzu einige Zitate aus älteren Gebiets-Führern:

    Aus der dritten Auflage des alten Ernst Zettler-Führers (1936:frown:
    '… der Weg führt zum Teil über abgerutschte Grashalden und schmierige Felsschrofen, sodaß er nur guten Gehern anzuraten ist !'.

    Aus der 21. Auflage des Anton Waltenberger-Führer (Neubearbeitung Heinz Groth 1966:frown:
    ' … der hier (= vom Mitteleck) rechts abwärts ins Oytal zu den Stuibenfällen leitende steile Geisbachtobelweg wird Ungeübten widderraten ..'

    Aus Zettler/Groth 7. Auflage 1967:
    '… Der Weg führt zum Teil über abgerutschte Grashalden und schmierige Felsschrofen, sodaß er nur guten Gehern anzuraten ist ...Im Winter und bei Nässe dringend zu widerraten.'

    Aus Zettler/Groth 11. Auflage 1979:
    '… zweigt der bis auf weiteres gesperrte Geisbachtobelweg ab. … und ist infolge abgerutschter Grashalden und schmieriger Felsschrofen auf unabsehbare Zeit ungangbar. ... Selbst im Falle der Instandsetzung bei Schnee, Eis und Nässe dringend zu widerraten.'

    Aus Zettler/Groth 12. Auflage 1985 bzw. Seibert/Groth 14. Auflage 1993: Text wie 1979, zusätzlich in der Überschrift als 'Gefährlich !' eingestuft.

    In aktuellen Führern und Kartenwerken ist der Geisbachtobelsteig sowieso nicht mehr enthalten.
    Wie es heute dort aussieht, hab ich ja in meinem Beitrag #1 versucht, entsprechend darzustellen und auch auf potentielle Schwierigkeiten hingewiesen.

    Grundsätzlich lässt sich die Wegführung ehemaliger Steige mit etwas Übung am besten wohl von oben (Flugzeug, Gleitschirm, umliegende Gipfel ...) rekonstruieren, v.a. wenn man die alten Karten und Routenbeschreibungen kennt - siehe z.B. auch Beitrag #13, Bild 117.

    Ich wünsch Dir und allen Lesern ebenfalls ein schönes, lohnendes und unfallfreies Tourenjahr 2014,

    Grüße, Jens
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
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