1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies. Weitere Informationen

Mittelschwere Bergtour Höfats-Westgipfel (2258m) Anfang April

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen unserer Mitglieder" wurde erstellt von Hoefatssuechtig, 3. Dezember 2011.

  1. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

    Registriert seit:
    20. November 2011
    Beiträge:
    1.634
    Ort:
    Moormerland
    Am 9. April 2011 machte ich mich in aller Früh allein auf, einen der markantesten Allgäuer Berggipfel, die Höfats, zu besteigen. Ich war wegen des guten Wetters auf die herrschenden Bedingungen gespannt, da Anfang April weitere Schwierigkeiten neben den üblichen (steiles Gras bis 60° und brüchiges Gestein) auf einen warten.

    01 Trettachspitze im Morgenglanz.jpg
    Auf dem Weg nach Gerstruben konnte ich die Trettachspitze im Morgenlicht bewundern.

    Ich folgte nach Gerstruben dem breiten Feldweg, bis eine ganze Weile nach der Gerstrubener Alpe auf der linken Seite des Dietersbachtals der sogenannte "Innere Höfatstobel" zum Vorschein kommt. Hier steigt man auf diesen begrasten Kegel und folgt einem schwach erkennbaren Steig, der, bevor der Tobel ungangbar wird, scharf nach links abbiegt. Dann geht es steil teils durch vereinzelte Waldstücke, teils entlang anstrengender Grasstufen, bis sich einem der folgende Blick in die Höfatswanne bietet.

    Blick in die Hoefatswanne.jpg
    Hier ist der weitere Wegverlauf einigermaßen klar vorgegeben. Jedoch bieten sich dem Wanderer Anfang April zusätzliche Schwierigkeiten: der Schnee ist zwar teilweise noch vorhanden, vor allem bei der Querung einiger Rillen oberhalb der Biwakschachtel muss man besonders behutsam diese sehr harschen Schneefelder überqueren. Das Gras ist jedoch noch infolge der erst kürzlich eingetretenen Schmelze sehr feucht und man kann leicht darauf ausrutschen. Erhöhte Vorsicht ist angesagt. Ferner sind die Wegspuren der schmalen Steige nahezu völlig verwischt, da das feuchte Gras unter der Last des Schnees noch umgeknickt ist. Man benötigt daher für eine so frühe Besteigung der Höfats besondere Ortskenntnis. Wie bereits erwähnt, muss man nach Erreichen der Biwakschachtel (in der Mitte des obigen Bildes) behutsam weitergehen, da das feuchte Gras noch weniger Trittflächen und Standmöglichkeiten als im Sommer bietet.

    Der Blick aus der Höfatsscharte zwischen Zweitem Gipfel und Mittelgipfel steil hinunter möge dies gut veranschaulichen:
    07 In der Hoefatsscharte V.jpg

    Hat man einmal die Höfatsscharte erreicht, sind die eigentlichen Schwierigkeiten vorbei und man kann den Blick auf die noch winterlichen, umliegenden Berge genießen.

    Hier der Blick aus der Höfatsscharte Richtung Südwesten:
    05 In der Hoefatsscharte III.jpg


    Hier der Blick aus der Höfatsscharte Richtung Westen:
    06 In der Hoefatsscharte IV.jpg


    Blickt man aus der Höfatsscharte Richtung Osten, erkennt man noch die winterlichen Ausläufe der Wildengruppe, die rauhe Kleine Höfats sowie das lawinenübersäte Rote Loch mit dem deutlichen Schattenwurf der Höfatszähne:
    03 In der Hoefatsscharte I.jpg


    Von der Höfatsscharte quert man auf einem gut gangbaren Steig den westlichen Teil des Zweiten Gipfels und erreicht in Kürze den Westgipfel.

    24 Gipfelkreuz auf dem Westgipfel.jpg

    Von hier aus hat man faszinierende Blicke auf die teilweise noch winterliche Landschaft.

    09 Hoefatsvorgebirge.jpg
    Blick vom Westgipfel auf das Höfatsvorgebirge mit Gieselerwand und Hüttenkopf.


    10 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil I.jpg
    Blick auf Oberstdorf und auf die Hochgratgruppe im Hintergrund.


    12 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil III.jpg
    Blick zum Nebelhorn und zum noch zugefrorenen Seealpsee. Wie bereits erwähnt, sind Anfang April die Wegspuren verwischt, so kann man beispielsweise den Gleitweg eben nicht erkennen.


    13 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil IV.jpg
    Blick zum Schneck und zum Himmelhorn mit dem Rädlergrat (rechts im Bild).


    15 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil VI.jpg
    Blick vom Westgipfel zum Zweiten Gipfel. Im Hintergrund der Hochvogel und die Wildengruppe.


    17 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil VIII.jpg
    Blick zurück zur Höfatsscharte und zum Ostgipfel. Davor der schlanke Mittelgipfel.


    18 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil IX.jpg
    Blick zum noch verschneiten Rauheck.


    19 360-Grad-Panorama vom Hoefats-Westgipfel Teil X.jpg
    Blick Richtung Süden auf eine zauberhafte Winterlandschaft.


    27 Blick steil hinunter zum Hoefatstobel.jpg
    Blick vom Westgipfel steil hinunter zur Höfatswanne.


    25 Blick zum Mittelgipfel.jpg
    Ein kleiner Abstecher zum Zweiten Gipfel zeigt deutlich die ausgesetzte Schneide des Mittelgipfels.

    Nach einer ausgedehnten Rast in der Aprilsonne machte ich mich wieder klar zum Abstieg. Hier war noch einmal erhöhte Vorsicht geboten, denn das steile, noch feuchte Gras verzeiht Anfang April keinen Fehltritt.

    Beste Berggrüße, Christian aus Buchloe
     
  2. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

    Registriert seit:
    20. November 2011
    Beiträge:
    1.634
    Ort:
    Moormerland
    Höfats-Westgipfel literarisch

    Für alle historisch und literarisch Interessierten habe ich noch ein kleines Schmankerl:

    Ich möchte euch eine wirklich amüsante und zugleich bitterböse, berüchtigte Kurzgeschichte von Max Speiser präsentieren
    :o, der in der Westwand des Westgipfels der Höfats einen unglaublichen "Bergunfall" schildert. Max Speiser war um die Jahrhundertwende der Oberjäger im Gerstrubener Gebiet und unterstand dem Jagdherrn Baron Cornelius Freiherr Heyl zu Herrnsheim, der ihn dazu ermunterte, seine ungewöhnlichen Jagderlebnisse für die Nachwelt festzuhalten. Die folgende Kurzgeschichte ist dem mittlerweile fast zum Kultbuch erhobenen Werk "Erlebnisse eines Bergjägers" von eben Max Speiser, erschienen 1935 im Verlag A. Hofmann in Oberstdorf, entnommen, der hier Begebungen und Ereignisse aus den Jahren 1885 bis 1927 erzählt, was heutzutage auf dem antiquarischen Markt horrende Preise erzielt.

    Hier der Einband mit dem seltenen Umschlagbild:
    Max Speiser Umschlag.jpg


    Und hier nun die wahrhaftig, tödlich-komische Kurzgeschichte von Max Speiser:
    Max Speiser Seite 24.jpg


    Weiter gehts:
    Max Speiser Seite 25.jpg


    Erschreckend oder?
    Max Speiser Seite 26.jpg


    Und hier das Ende mit einer deutlichen Warnung:
    Max Speiser Seite 27.jpg


    Ich bin auf eure Meinung gespannt, denn hier konntet ihr zum ersten Mal diese erschreckende Kurzgeschichte in voller Länge und ungekürzt lesen, da im Heft Nr. 95 der Zeitschrift "Berge" (mit dem Themenschwerpunkt Allgäuer Alpen von März/April 1999) nur ein kleiner Ausschnitt abgedruckt war.

    Falls Interesse besteht, kann ich auch noch die erste umfangreiche Beschreibung einer Besteigung des Höfats-Westgipfels einstellen, die bereits 1856 von Dr. Joseph Groß erschienen ist.


    Grüße,

    Christian aus Buchloe
     
  3. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

    Registriert seit:
    13. Juni 2010
    Beiträge:
    363
    Ort:
    Augsburg-Land (Süd)
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  4. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

    Registriert seit:
    20. November 2011
    Beiträge:
    1.634
    Ort:
    Moormerland
    Höfatsbesteigung anno 1856

    Ich besitze zwar nicht das Original, aber dafür gibt es eine digitale und frei verfügbare Kopie dieses sehr seltenen Werkes von der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Es ist dort unter der Signatur Bavar. 68d zu finden. Da dieses Werk trotz der legalen Verfügbarkeit nicht ganz so leicht zu finden ist, werde ich euch die Höfatsbesteigung daraus präsentieren.

    Hier die Titelseite:
    Joseph Gross Titelseite.jpg


    Und nun die stellenweise sehr amüsante Beschreibung einer Höfatsbesteigung aus den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts:

    Joseph Gross Seite 142.jpg Joseph Gross Seite 143.jpg

    Joseph Gross Seite 144.jpg Joseph Gross Seite 145.jpg

    Joseph Gross Seite 146.jpg Joseph Gross Seite 147.jpg

    Joseph Gross Seite 148.jpg Joseph Gross Seite 149.jpg

    Joseph Gross Seite 150.jpg

    Grüße, Christian aus Buchloe
     
  5. Jens

    Jens Registrierter Benutzer

    Registriert seit:
    13. Juni 2010
    Beiträge:
    363
    Ort:
    Augsburg-Land (Süd)
    AW: Höfats-Westgipfel (2258m) Anfang April

    Aufnahmestandort zwischen Ostgipfel und Bergwachthüttle:
    etwas unterhalb der Bildmitte: unbekannter Bergwanderer-Kollege beim Aufstieg auf den Westgipfel (kurz oberhalb der Gufel)
    Aufstieg_Westgipfel_comp.jpg
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Januar 2014
  6. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

    Registriert seit:
    20. November 2011
    Beiträge:
    1.634
    Ort:
    Moormerland
    Nachtrag zum Westgipfel

    Gestern war ich wieder im Höfatsgebiet unterwegs und musste leider einige unschöne Beobachtungen machen. Der Normalweg zum Höfats-Westgipfel wuchert von Jahr zu Jahr mehr zu und zudem erschwert ein mit Dreck und Erde versetztes Altschneefeld im Inneren Höfatstobel von ca. 40° bis 50° den Zustieg. Mittlerweile steht man bis zu den Oberschenkeln im Steilgras und kann den weiteren Wegverlauf noch nur erraten. Zu allem Überdruss habe ich noch aus internen, verlässlichen Quellen die Information erhalten, dass zwar dieses Jahr jemand vom Alpenverein den momentan arg in Mitleidenschaft geratenen Normalweg zum Höfats-Ostgipfel "bereinigen" werde, jedoch vom selbigen Verein der Normalweg zum Westgipfel nicht mehr begangen werden solle, da dies immer weniger gewünscht werde. Was ist nur aus den alten Bergsteigertugenden geworden?

    Blick ins Dietersbachtalpaint.jpg
    Blick vom erhöhten Standpunkt über das vordere Dietersbachtal.




    Kegelkopf Ostseitepaint.jpg
    Die Ostseite der Kegelköpfe vom Normalweg zum Höfats-Westgipfel aus gesehen.




    Altschnee im Inneren Hoefatstobelpaint.jpg
    Der momentan (Stand: 30.06.2012) noch mit Altschnee und Dreckauflagen durchsetzte Innere Höfatstobel. Vorsicht! Die Mitnahme von mindestens Grödeln ist von Vorteil!




    Innerer Hoefatstobelpaint.jpg
    Hier kann man das Altschneefeld im Inneren Höfatstobel mit seinen verbundenen Schwierigkeiten gut erkennen. Oben links geht der Normalweg weiter, wie an den sehr bröseligen Erdstellen zu sehen ist. Ich befand mich während der Aufnahme auf der Suche nach dem "Bärengang", einem historischen Weg, der auf der Alpenvereinskarte von 1906 noch eingezeichnet ist, jedoch mittlerweile, wie ich schmerzhaft (zerkratzte Unterarme und Schienbeine) feststellen musste, völlig ungangbar ist, weil allerhand Wildnis den Originalweg versperrt. Dieser Weg heißt deshalb "Bärengang" und der nebenan befindliche Tobel "Bärengangtobel" (und nicht wie in der aktuellen Karte "Bergangertobel"!), weil ihn früher die Bären als Möglichkeit, vom Dietersbachtal ins Oytal zu gelangen, nutzten, zumal der letzte Bär im Allgäu im Jahr 1742 im Gebiet der Käseralpe erlegt wurde.




    Hoefatstobelpaint.jpg
    Der Innere Höfatstobel (Stand: 30.06.2012) im Überblick.




    Wegverlauf zum Westgipfelpaint.jpg
    Der weitere Wegverlauf zum Höfats-Westgipfel nach der Querung des Tobels (siehe offene Erdstellen).




    Die vier Hoefatsgipfelpaint.jpg
    Immer wieder faszinierend anzusehen: Die viergipfelige Höfats (der Zweite Gipfel ist verdeckt).




    Gieselerwand Suedwestabstuerzepaint.jpg
    Brüchigkeit par excellence: Die Südwestabstürze der Gieselerwand.




    Hoefats-Westgipfel Hoher Gangpaint.jpg
    Unterhalb des Höfats-Westgipfels verläuft der sogenannte Hohe Gang (nicht mit den Hohen Gängen zwischen Himmelhorn und Schneck zu verwechseln), der vom Fußpunkt des Südwestgrates unterhalb der Westwand bis zum Einstieg zum Nordgrat verläuft, leider wie ich gestern feststellen musste, ebenfalls heute ungangbar, da (siehe rechts in der Bildmitte) zahllose Latschen, Gestrüpp und Nadelgehölz den sicherlich ehemals eindrucksvollen Weg versperren. Der "Hohe Gang" an der Höfats wird übrigens in keinem einzigen Führer erwähnt, nur Joseph Enzensperger erwähnt ihn 1896 in seinem Aufsatz über die Höfats, allerdings als "mühsam und sehr beschwerlich zu begehen", und Max Speiser berichtet davon in seinen "Erlebnissen eines Bergjägers" aus dem Jahr 1935, allerdings als "äußerst gamsreich".




    Zwischen Huettenkopf und Gieselerwand01paint.jpg
    Hier noch ein Tipp für Wildnis-Spezialisten: Das obige Photo zeigt den Bereich zwischen Hüttenkopf (links) und Gieselerwand (rechts) aus dem Dietersbachtal. Dieser steile Waldabschnitt stellt nach meinen bisherigen Erfahrungen die einzige sinnvolle Möglichkeit dar, rasch auf den Rauhenhalsgrat zu gelangen. Ich benützte dieses Waldstück letztes Jahr, um vom Rauhenhalsgrat ins Dietersbachtal zu gelangen. Es ist zwar sehr steil und mühsam, aber dafür fand ich auch Spuren und Reste längst vergangener Heupfade sowie auf halber Strecke Reste einer abgebrannten, uralten Heuhütte.




    Zwischen Huettenkopf und Gieselerwand02paint.jpg
    Der gleiche Abschnitt noch einmal in vergrößerter Darstellung.




    Spaetabendstimmungpaint.jpg
    Spätabendstimmung über dem Allgäuer Hauptkamm, am 30.06.2012 aus dem Zug bei Altstädten, Ortsteil von Sonthofen, aufgenommen.

    Berggrüße, Christian aus Buchloe