Wer eine alternative Abstiegsmöglichkeit vom Gimpel sucht und gleichzeitig der Mittagshitze entfliehen möchte, wird hier fündig. Zwar ist der zeitliche Mehraufwand enorm hoch, aber der Spaßfaktor ist es auch. Ausserdem bewegt man sich dabei meistens auf etwas weniger steinschlaggefärhrdetem Gelände und entkommt dem Trubel auf dem Normalweg... Anscheinend wissen nur Wenige von der Existenz des Gimpel-Labyrinths, obwohl der Ein- und Ausgang nur wenige Meter neben dem Normalweg liegt. Wer vom Gimpel auf dem Normalweg absteigt kommt nach wenigen Minuten in die deutliche Scharte, wo der Weg in die Südflanke abdreht. Genau dort hält man sich nicht auf dem deutlichen Weg rechts, sondern geht gleich weiter nach links auf einem schwer erkennbaren Pfad in die Flanke, dem sogenannten vergessenen Normalweg. Dieser zieht in einigen kleinen und engen Kehren nach unten bis eine erste lange Serpentine besonders weit nach links führt. Auf dieser ganz links angekommen verlässt man den Weg weiter nach links und findet nach wenigen Metern einen Fels mit der Aufschrift "GL". Dem Pfeil folgend, erreicht man nach wenigen Metern den Eingang des Gimpel-Labyrinths. Ab hier ist nicht mehr der Bergsteiger gefragt, der gerne weite Blicke genießt und viel frische Luft um sich hat. Auch den Klaustrophobiker schickt man hier am besten den vergessenen Normalweg weiter nach unten. Dieser kann dort später seinen, im Loch verloren gegangenen, völlig verdreckten und zerschundenen Höhlemenschen einsammeln und ihn wieder langsam an das grelle Tageslicht gewöhnen. Wer sich aber wirklich in dieses menschenfeindliche Loch abseilen will, zieht seine Stirnlampe(!) und seinen Helm(!!) auf und kommt nach zwei Metern zu zwei Bohrhaken, die Toni Freudig 1990, als er die Höhle entdeckte, angebracht hat. Hier hängen ein paar ältere Reepschnüre und Schlingen. Ein Holzbalken soll lose Steine daran hindern in die Tiefe zu stürzen. Trotzdem ist die Steinschlaggefahr hier sehr hoch. Wer auch immer am Boden des 15 Meter tiefen Schachtes ankommt, sollte schnell in sicheres Gelände verschwinden. Besonders empfehlenswert ist es, die schweren Rucksäcke am Doppelstrang abzulassen und sich dann hinterher selbst in das bodenlose, schwarze Loch zu seilen. Das Einstiegsloch ist nämlich für einen Bergsteiger mit einem Rucksack voller Kletterausrüstung definitiv zu klein. Nach den ersten Abseilmetern kommt wirklich Freude auf. Es wird deutlich kälter und das Tageslicht über einem wird immer dunkler... Fast frei hängend rauscht man so in die Tiefe. Neben einem tropft es von den glitzernden Wänden. Sehr beeindruckend. Man kommt nicht drum rum sich Stück für Stück abzuseilen und sich diese Unterwelt genau anzuschauen! Unten angekommen zieht man das Seil ab und verstaut alles möglichst platzsparend im Rucksack. Alles was jetzt noch lose am Rucksack baumelt sollte verschwinden. Auch den Klettergurt braucht man jetzt nicht mehr. In den nächsten Minuten wird man nur noch sehr wenig Luft um sich haben. Am Schachtboden führt nur ein Weg weiter, was in Zukunft nicht mehr der Fall sein wird. Dieses Loch macht seinem Namen alle Ehre. An der ersten Verzweigung führt ein enger Tunnel nach oben und ein anderer (genau so enger) Tunnel nach unten. Beide treffen sich nach drei Metern wieder. Wir entschieden uns für den oberen. Spätestens hier bereut jeder normaler Mensch die Entscheidung, sich hier her geschafft zu haben. Die Wände sind nass und glitschig. Der Fels extrem scharfkantig. Wer aber Spaß daran findet sich durch Fledermausexkremente zu robben und seinen Rucksack und sich selbst durch 5C° kalte Pfützen zu schleifen... Naja, verzweifeltes, lautes Lachen begleitete uns durch die komplette Höhle. Am besten kriecht eine Person durch das Loch und nimmt auf der anderen Seite die Rucksäcke entgegen. Diese selbst vor sich oder hinter sich her zu schleifen ist extrem anstrengend und nicht besonders material- und hautfreundlich. Haben es alle durch dieses unmenschliche Loch geschafft, geht es genau so eng weiter zur nächsten Verzweigung. Wir verkrochen uns leider zu erst ein einem Loch das aber nach wenigen Metern so unglaublich eng wurde, dass ein Weiterkommen unmöglich war. Sich rückwärts aus diesem Schlamassel zu befreien war garnicht so einfach, aber irgendwann waren beide Rücksäcke und beide Personen wieder an der Verzweigung angekommen. Hier kann man auch gleich dem deutlichen Luftzug folgen, dann spart man sich diese krampfahfte Sackgasse... Der Folgende Gang ist zwar auch eng, aber dafür nicht mehr so scharfkantig. Auffallend glatt ist der Tunnel der leicht nach links oben führt. Hier habe ich meinen Rucksack vor mir her geschoben, was zwar anstrengend war, aber immerhin irgendwann zum Erfolg führte. Der Tunnel wird etwas breiter und man zwängt sich durch eine weitere Engstelle, bis man ganz plötzlich Tageslicht sieht. Langsam gewöhnen sich die Augen wieder an das Licht und der Mensch wieder an den aufrechten Gang. Irgendwie ungläubig steht man in der begrasten Südflanke des Gimpel und versucht sich zu orientieren. Rechter Hand führt ein Seil und einige Bohrhaken (I-II) wieder zum Normalweg. Von dort ist schnell das Schotterfeld unter der Gimpel-Südwand erreicht und der Höhlenmensch darf seinen Hopfen- und Malzmangel am Gimpelhaus mit einer gehörigen Menge Gerstensaft wieder ausgleichen, wo man sich sicher sein kann seltsame Blicke zu ernten. Wer kommt schon bei schönstem Wetter völlig verdreckt vom Berg... Ausrüstung: 40 Meter Seil werden auf jeden Fall reichen Stirnlampe Helm Zeitbedarf: Wir haben vom Einstieg bis zum Ausgang etwa 45 Minuten gebraucht Wiederholungsfaktor: sehr hoch, muss quasi an eine Kletterroute am Gimpel angehängt werden!