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Mittelschwere Bergtour Von Hägerau auf die Wildmahdspitze (2.489m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 26. November 2011.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Stille und spannende Bergfahrt auf den anspruchvollsten Gipfel in der Peischelgruppe. Ein klassisches Ziel für die späte, schneefreie Jahreszeit.

    Tour-Bewertung:

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    Gehzeit: ca. 6,75 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke ca. 1400 Hm
    [​IMG] Schwierigkeit T4 / II
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Tobias, Thom

    Überwiegend weglose Anstiege, fast garantierte Einsamkeit auf der ganz Tour, ein bombastische Gipfelaussicht auf die Allgäuer und Lechtaler Alpen, schöne IIer Kletterstellen in teils festem teils brüchigem Fels. Genügend Argumente also, um den erfahrenen Bergliebhaber zu locken - und so erstaunt es nicht, dass man im Gipfelbuch von 2001 so manch bekannten Namen aus dem Allgäuer und Lechtaler Raum entdeckt. Die Einheimischen wissen halt, was wirklich gut ist!

    Die formschöne Wildmahdspitze ist kein wirklich schwerer Berg, dennoch sollten die Anforderungen nicht unterschätzt werden. Der oftmals weglose Anstieg erfordert neben etwas Orientierungsvermögen auch eine vernünftige Kondition, die bröseligen Schrofenpassagen verlangen einen sicheren Tritt, Schwindelfreiheit an den teils ausgesetzten Kletterstellen ist obligat, ebenso sollte der II. Schwierigkeitsgrad sauber beherscht werden. Dann steht einem herrlichen Bergerlebnis nichts mehr im Wege.

    Ausgangspunkt für unsere Tour ist das kleine Örtchen Hägerau zwischen Holzgau und Steeg. Direkt nach dem Orstschild, von Reutte her kommend, biegen wir rechts von der Vorfahrtsstraße ab und folgen den Beschilderungen mit der Aufschrift "Haus Bergfrühling", durch eine Spitzkehre und noch einmal gut dreihundert Meter, bis wir hinter dem letzten Haus auf der linken Seite unser Auto an einen kurzen Feldweg direkt am Straßenrand parken können. Von hier steigen wir links des kleinen Bachlaufes gut 50 Höhenmeter auf schwacher Pfadspur an, bevor diese nach links in den Steilwald hinaus quert. An einer deutlichen Geländerippe steigen wir nach rechts in nördlicher Richtung an, wo wir nach einer Weile auf den weiterführenden Forstweg treffen. Nach zwei weiteren Kehren zweigt nun unser Pfad vom Forstweg nach rechts ab - Beschilderungen machen die Orientierung leicht. Durch den Hager Wald steigen wir teils weglos zur Hirschquelle an (man kann natürlich auch den Pfaden folgen, kaum ein Umweg zu unserer Varianten), um dann ein kurzes Stück dem Paul-Scharf-Höhenweg Richtung Osten zu folgen und wiederrum weglos hinauf zur Jagdhütte am Hinteren Hager in 1400 Meter Höhe anzusteigen.

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    Sonnenaufgang über den Lechtaler Alpen. Noch ist alles in frostige Kälte gehüllt.

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    An der Jagdhütte auf 1.400 m angekommen. Rechts dahinter leuchtet der Wilde Kasten in der Morgensonne. Von hier steigen wir, spärlichen Markierungen folgend, an der rechten Seite des breiten Grashanges teilweise durch einige Fichten hindurch die nächsten 400 Höhenmeter zur mittlerweile demontierten Jagdhütte auf 1.828 m hinauf.

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    Rückblick auf Jagdhütte und eisiges Lechtal aus dem etwas mühsamen und weglosen Grashang hinauf zum Nagelskopf.

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    Nachdem wir den 400 Meter hohen und weglosen Grashang hinter uns gelassen haben, geht es auf einer schön ausgeprägten Geländerippe auf nunmehr deutlicher und markierter Pfadspur über die kleine Erhebung des Nagelskopfes (1.968m) weiter hinauf in Richtung verfallene Wildmahdalpe. Rechts hinten ist schon der formschöne Gipfelaufbau der Wildmahdspitze zu erkennen.

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    Der weitere Tourenverlauf auf einen Blick: rechts am unteren Bildrand die verfallene Wildmahdalpe. Anstatt zu ihr hinüber zu queren, steigen wir ohne nennenswerten Höhenverlust in einem etwas ausholenden Rechtsbogen auf die welligen und felsdurchsetzten Matten in der Bildmitte, um danach über die breite und gut gestufte Graszunge etwas rechts der Bildmitte in Richtung Gipfelkörper anzusteigen. Im oberen Bereich treffen wir wieder auf den markierten Steig, der von ganz rechts unterhalb des Südostgrates hineinquert.

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    Anstieg über die gut gestufte Graszunge.

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    Am Ende der Graszunge geht es direkt unter den Felsen weiter hinauf zu einem kleinen Geröllabsatz. Dieser markiert dann auch unseren Einstieg über die schwarzen Bänder in die Südwestflanke.

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    Der obere Rand der soeben überwundenen Graszunge nochmals im Rückblick.

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    Auf dem kleinen Geröllabsatz. hier verlassen wir den Normalweg und steigen einige Meter hinauf zu den markant schwarzen Felsstufen links einer ebenfalls durchsteigbaren Rinne (II). Auf dem Foto sind die abwärts geneigten Felsschichtungen prima zu erkennen.

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    Blick vom Geröllabsatz auf den Gipfelkörper. Rechts die geröllreiche Rinne (II) und ganz links die markanten schwarzen Stufen, über die unser Aufstieg nun verlaufen wird (II, mehrere Stellen).

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    Einstieg in die gutgriffigen, schwarzen und leicht abwärtsgerichteten Plattenbänder (II). Drei übermannshohe Stufen werden bei dieser Routenführung überklettert, allesamt im II. Schwierigkeitsgrad.

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    Tobias beim Überklettern der dritten Stufe, das Gelände ist ausgesetzter, als es hier auf dem Foto den Anschein hat.

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    Nach den schwarzen Felsbändern queren wir auf losem und teils steilem Schotter nach rechts hinauf auf eine Rippe. Die folgende Passage ist die gehtechnisch anspruchsvollste.

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    Tobias in der kurzen nicht ganz leichten Bröselquerung. Die markante Felsnadel im Hintergrund ist ein hervorragender Orientierungspunkt für jeden Aspiranten.

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    Das anspruchsvollere Gehgelände ist noch nicht ganz vorbei - zunächst müssen die etwas grasdurchsetzten und recht brüchigen Stufen direkt überwunden werden (I), bevor wir direkt unter den Gipfelfelsen links hinaus Richtung Norden queren.

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    Eine erste große Rinne lassen wir dabei rechts liegen, da uns diese zu lang und unübersichtlich ist. Auf überwiegend guttrittigem Fels- und Geröllband queren wir fast die komplette Südwestflanke der Wildmahdspitze.

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    Engstelle auf dem teils ausgesetzten Band hinüber zum kleinen Bruchkamin, der uns ganz in die Nähe des Normalaufstieges hinauf führt.

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    Im recht steilen und vorallem brüchigen Ausstiegskamin, der uns ganz in die Nähe des Normalweges und des Gipfelkreuzes leitet. (II) Griffe und Tritte sind hier auf ihren sicheren Halt sorgfältig zu überprüfen.

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    Vom Ausstieg des Kaminleins sind es nur noch ein paar Meter zum bekreuzten Gipfel der Wildmahdspitze.

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    Gipfelrast auf der Wildmahdspitze. Das Gipfelbuch zählt 10-20 Einträge pro Jahr. Überwiegend einheimische und / oder erfahrene Bergsteiger sind in ihm verewigt.

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    Blick in die Lechtaler Alpen.

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    Blick in die Allgäuer Alpen. Für den Abstieg wählen wir den Normalweg, der gleich zu Beginn eine nochmals spannende Kletterstelle beherbergt.

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    Ein kleines und steiles Wandl, welches leider mittlerweile mit einem Stahlseil verschandelt wurde. Ohne Seilbenutzung eine schöne, einfache Kletterstelle (I-II).

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    Tiefblick in die vereiste, fast 350 Meter hohe Nordwand der Wildmahdspitze.

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    Noch einmal ein Blick zurück aufs Gipfelkreuz, bevor wir über Geröll zurück zum kleinen Absatz queren, von welchem wir in die Südflanke eingestiegen sind.

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    Querung in der Südwestflanke unterhalb der Gipfelfelsen. Direkt vor uns der kleine Geröllabsatz.

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    Unser Klettereinstieg nochmals im Überblick. Über die dunkelsten Stufen in der Bildmitte geht es nach oben.

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    Beim Abstieg halten wir uns an den markierten Steig hinab zur verfallenen Wildmahdalpe.

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    Auf der Geländerippe kurz unterhalb des Nagelskopfes.

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    Ein letzter Blick zurück zur Wildmahdspitze, bevor wir uns den 400 Meter hohen Grashang nach unten arbeiten - naja, oder rodeln...

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    Blick hinüber zum Wilden kasten. Die spätherbstlichen Farben geben der Szenerie einen ganz eigenen Charme - einfach nur gut!

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    Kurioses am Wegesrand - ein blühender Löwenzahn trotz der späten Jahreszeit (Ende November).

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    Ohne Worte...
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4. März 2014
  2. Hoefatssuechtig

    Hoefatssuechtig Registrierter Benutzer

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    Wunderschönes Tiefblau

    Hallo Thom,

    Gratulation zu eurer spätherbstlichen Genusstour! Die Photos sind euch wirklich richtig gut gelungen, das tiefe satte Blau über dem verwelkten Gelb und auf dem hellgrauen Gestein wirkt sehr eindrucksvoll. Ich wünschte, ich hätte dieses ungewöhnlich konstante Spätherbstwetter ebenfalls so sinnvoll ausnutzen können. Das Gestein wirkt an manchen Stellen recht brüchig. Seid ihr damit gut zurecht gekommen?

    Grüße, Christian aus Buchloe
     
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  3. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Servus Christian,

    ja das Wetter war einfach genial. Leider konnten wir heute das gute Wetter nicht ausnutzen! Sehr schade. Das Gestein an der Wildmahdspitze ist teilweise recht brüchig, die Kletterstellen aber oft überraschend fest. Extremer Bruch wie bei der Kreuzspitzl-Friderspitz-Überschreitung oder bei unserer Johannesköpfe-Tour tifft man hier nicht an. Bei überlegter Routen- sowie Griff- und Trittwahl für den geübten Bergsteiger also kein wirkliches Problem. Der Anstieg über die schwarzen, gebänderten Stufen der SW-Flanke beherbergt vier ordentliche IIer-Stellen, die gut ausgesetzt sind und richtig Laune machen. Der Normalweg ist bis auf ein kurzes, mittlerweile stahlseilversichteres Wändchen (I-II) ohne nennenswerte Kletterschwierigkeiten. Allerdings ist Trittsicherheit im Geröll und brösligen Schrofen wichtig. Genauere Details folgen im Tourenbericht.

    Schönen Gruß aus Isny
    Thom
     
  4. Alpenindianer

    Alpenindianer Registrierter Benutzer

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    4 von 5 aus der Peischelgruppe. Der Gipfel wird einem wirklich nicht geschenkt. Leider hatte es in der Nacht geregnet. Aufstieg im nassen Gras aber dank eurer Beschreibung gut gefunden. Die Kür dann der Gipfelaufbau der mir alles abverlangt hat. Ich hätte ja auch den Normalweg nehmen können.:thumbsup:
     
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