Mittelschwere Bergtour Gratüberschreitung vom Glatt- (2.133m) zum Türtschhorn (2.096m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 21. August 2009.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny-Maierhöfen/Reutlingen
    Tolle, wenig begangene Flysch-Steilgrastour mit sagenhaften Ausblicken (fast) abseits touristischer Wege ab Fontanella.

    [​IMG] Gehzeit: ca. 5,5 Std.
    [​IMG] Kondition

    [​IMG] ca. 1100Hm
    [​IMG] Schwierigkeit I+
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Surg, Thom, Tobi


    Völlig isoliert, inmitten des Grenzgebietes Bregenzerwald-/Lechquellgebirge, liegt westlich oberhalb des Faschinajoches das Glatthorn, verbunden mit seinem einzigen Trabanten, dem um wenige Meter niedrigeren Türtschhorn (2096m), durch dessen wilden, schmalen Nordgrat, wobei Ersteres mit 2133m die höchste Erhebung des Bregenzerwaldgebirges bezeichnet. Beim Übergang vom Glatt- zum Türtschhorn, im AVF-Führer übrigens als interessante Tour für Individualisten im typischen Flysch-Steilgras-Gelände (II) gelobt, verlässt man gewissermaßen die Touristenschiene und begibt sich - erinnert man die Liftanlagen von Faschina und das (auch dadurch) häufig besuchte Glatthorn - in urwüchsige und einsame Natur, die allerdings auch einige Anforderungen an ihre Genießer stellt. Der Alternativ-Aufstieg von Fontanella (bei der Kirche) sei an dieser Stelle zusätzlich ans Herz gelegt, ist er doch die mit Abstand am wenigsten benutzte Route auf diesen Gipfel, fernab - zumindest was die Sicht angeht - jeglicher Liftanlagen. Grund genug, die Sache einmal genauer anzutesten ...

    Route: Fontanella - Fatnella-Alpe - Glatthorn - Türtschhorn - Türtsch-Alpe - Fontanella

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    Feuerstein

    Die morgendliche Gipfelsilhouette eines der anspruchsvollsten Ziele im Lechquellgebiet. Links der markante Vorgipfel, rechts der Hauptgipfel.

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    Glatthorn.


    Ausgangspunkt für unsere Gratüberschreitung zum Türtschhorn ist der westlich oberhalb des Faschinajochs gelegene Gipfel, mit seinen 2133m die höchste Erhebung des Bregenzerwaldgebirges.

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    Forststräßchen zu Beginn.


    Auf dem Weg zur weiter oben bereits auszumachenden Fatnella-Alpe.

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    Fantnella Alpe.


    Wegweiser beschreiben auch die weniger begangene Alternative aufs Glatthorn.

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    Im Fatnella-Kar.


    Hier angelangt liegt der schroffe, von hier fast ungangbar wirkende Grat bereits voraus. Aber wie so oft ändert sich das aus der Nähe.

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    Eisenstangen ...


    ... weisen die Richtung durchs Kar. Erst rechts, im oberen, steileren Teil zur Schulter hinauf ist der Pfad durchwegs ausgeprägt und außerdem in gutem Zustand.

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    Auf der Ostschulter zum Glatthorn.


    Nur mehr wenige Minuten trennen uns vom Gipfel; rechts unten enden die Lifte von Faschina. Ein unschätzbarer Vorteil beim Aufstieg ab Fontanella: Trotz der zentralen Lage im einfach zu erreichenden, sommers wie winters immens frequentierten sowie touristisch erschlossenen Gebiet von Damüls-Faschina werden nur die letzten zehn Minuten auf dem Normalweg zum bei Bedarf auch mittels Bahnunterstützung aus Faschina abzukürzenden Gipfel des Glatthorns Ebengesagtem auch gerecht. Wo kann man sonst in fast absoluter Einsamkeit inmitten eines verbauten Ski- und Wandergebiets eine derart beeindruckende Tour unternehmen?!

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    Gipfelanstieg.


    Der schrofig-steile Pfad ist seilversichert, einzelne kleine Stufen kratzen am ersten Grad.

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    Großartige Aussicht ...


    ins Rätikon, ...

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    ... über den Aufstieg durchs Fatnella-Kar ...


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    ... und zum einzigen Trabanten des Glatthorns: dem etwas niedrigeren Türtschhorn mit seinem spannenden und gleich zu beschreitenden Verbindungsgrat. Wer mag, der kann nach dem Türtschhorn über die hier sichtbaren steilen Hänge wieder ins Fatnella-Kar absteigen.


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    Flysch-Graslandschaft.


    Über Gras wird - zum Schluss sehr steil (die vorletzte felsige Erhebung) - in die tiefste Scharte abgestiegen - hier im Rückblick.

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    Auf dem meist ausreichend breiten Grat.


    Wirklich schmale Geschichten gibt es hier eigentlich nicht.

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    Kurzer Abstieg im gut gestuften Flysch-Gelände.


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    Schlüsselstelle.


    Vor uns liegt der spannendste Abschnitt der Überschreitung: ein in etwa fünfzehn Meter hoher, sehr steiler Absatz, der im trittig-griffigen Fels/Gras-Mix (I+) für geübte Bergsteiger leicht zu überwinden, für reines Wanderpublikum hingegen deutlich zu streng ist!

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    Leichtes Grasklettern.


    Am besten hält man sich links in den erstaunlich gut im Gras verankerten Felsen ...

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    Von oben.


    ... oder steigt eben im Gras. Hier muss man sich halt an Erdtritten und Graswasen hocharbeiten - Spaß bringt beides.

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    Ende "Crux".


    Der erste richtig steile Abschnitt ist fast geschafft und es folgt wieder ...

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    ... Gehgelände.


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    Brüchiges Steilwändchen.


    Dieses "Hindernis" kann ohne nennenswerte Schwierigkeiten rechts umgangen werden (entweder schon am grünen Ende des Grates oder eine Stufe höher bei dem kleinen Bäumchen); eine Umgehung links ist dagegen äußerst ausgesetzt und wegen des brüchigen Gesteins nicht ungefährlich. Gleiches gilt in gesteigerter Form übrigens auch für die direkte Erkletterung, welche sich allerdings schon im oberen zweiten Grad bewegt. Wer direkt rüber will, sollte dringend darauf achten, dass niemand durch ausbrechende Steine gefährdet wird: es ist hier wirklich übelst lose!

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    Festhalten - nur zur Sicherheit.


    Wieder einige Meter zum Absteigen. Die Schneide ist zwar breit, aber nicht immer ganz fest. Probleme gibt es hier dennoch keine, da die Steilheit moderat und die Grastritte sehr entgegenkommend sind.

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    Herrlich geschwungener Messergrat.


    Der bisherige Wegverlauf. Bis auf die eben empfohlene Umgehung bewegt man sich ausschließlich direkt auf dem Grat!

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    Am Gipfelkreuz des Türtschhorns.


    Der restliche Anstieg zum Gipfel des Türtschhorns verläuft über nur mehr halbwegs steiles, ohne Schwierigkeiten zu begehendes Gras. Einzig "Kuhspuren" kurz unterhalb des - zumindest für Kühe - doch recht steilen Gipfelaufbaus lassen uns etwas verdutzt dreinschaun ... (Na ja, wobei wir am Salober ja auch schon gesehen haben, wie geländegängig Kühe sind).
    Das Gipfelbuch offenbart, dass das Horn seinen einsamen Ruf durchaus verdient: Mitte August verzeichnet es gerade einmal ca. zwölf Einträge, teilweise von Grüppchen wie uns. Grob übern Daumen waren also erst ca. 25 Leute oben, vom Glatthorn kommend gerade einmal fünf!

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    Südansicht.


    Der Abstieg bzw. Normalanstieg vom Türtschhorn bleibt recht anspruchsvoll und erfordert einen sicheren Tritt sowie Schwindelfreiheit im zumeist grasigen Gelände (Stelle I); oft gibt es nur noch schwache Trittspuren.

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    Die Lösung des Kuhrätsels:


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    Yaks.


    Er, der alte Bulle, und seine Herde waren die vermeintlichen Kühe. Ansonsten sind die Yaks aber recht friedlich und geben den schwachen Pfad zwar spät, jedoch immerhin brav frei.

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    Lechquell-Nachbarn.


    Rechts der zum Lechquellgebirge zählende geläufigere Zitterklapfen, dann die Gräshörner (Wildes und Grünes) und der Annalper Stecken.

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    Ier-Stufe.


    Weiterhin direkt am Grat wird in urwüchsiger, stiller Natur abgestiegen, ...

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    ... bald taucht weit unten die Türtsch-Alpe auf. Im steilen Gelände verliert man aber schnell an Höhe.


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    Mittig die Rote Wand.


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    Ein abschließender Blick ...

    ... ... auf den unverkennbaren Feuerstein. Ganz links die Disnerhöhe, dann Stelli- und Gamspleiskopf (hier praktisch nicht zu unterscheiden) direkt vor dem äußerst steilen Gipfelaufbau.
    Abgesehen von dem nun folgenden, bei brütender Hitze besonders im letzten Teil über Teerstraßen unangenehmen Rückweg nach Fontanella, ein mehr als würdiger Ausklang einer mal richtig lässigen Tour. Könnern offenbart sich hier eine verhältnismäßig leichte und dennoch (ent)spannende Gratüberschreitung in toller Kulisse mit großartigem Ausblick!
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 17. August 2014
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