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Schwere Bergtour Johannesköpfe (2.508m; 2.573m), Schwarze Wand (2.524m), Hirschenspitze(2.501m) (VG)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Tobias, 26. Mai 2011.

  1. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny-Maierhöfen/Reutlingen
    Wuchtige, eindrückliche Überschreitung. Moderater Beginn, dann jedoch mitunter sehr anspruchsvolle Einzelstellen im splittrigen Bruch.

    [​IMG] Gehzeit: ca. 10 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke ca. 16 Km/1800 Hm
    [​IMG] Schwierigkeit II
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung (für erfahrene Bergsteiger)

    [​IMG] Tourengänger:Thom, Tobias

    Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, wenn ich jetzt schon wieder von einsam, anspruchsvoll und beeindruckend daherfasele, und eine gewisse Redundanz ist nicht zu verleugnen, aber verdammt, es hat noch nie so viel Spaß gemacht. Und mal im Ernst: Was gibt es Schöneres für den leidenschaftlichen Steiger, als in Zeiten von gespachtelten Trash-Baracken in TV- und Musiklandschaft, exorbitant gewalttätigen Jugendlichen und schmelzenden Atomkraftwerken wohltuende Zuflucht und Entspannung in ursprünglicher, praktisch unberührter Umgebung zu finden? Nichts. Das ist Luxus. Positiver Luxus. Die hier vorgestellte Runde, u.a. im hintersten Winkel des weltabgeschiedenen Disnergschröfs, beinhaltet eigentlich alles, was der ambitionierte Old-School-Bergsteiger so sehr liebt (mal mehr, mal weniger ...): Große Stille, über weite Strecken keine Begehungsspuren, fast alle Varianten an forderndem Gelände unterschiedlichster Beschaffenheit, veredelt mit der ein oder anderen (schönen) Kletterpassage; und die für diese Unternehmung eigentlich zu frühe, hier oben noch oft weiße Jahreszeit - bei "sommerlicheren Bedingungen" lässt sich die Dauer der Unternehmung etwas drücken - hat der ganzen Sache beinahe einen hochalpinen Anstrich verpasst. Verpasst haben wir auch etwas, oder besser gesagt: auf etwas verzichtet, und zwar auf den Schlussanstieg zur Hirschenspitze aus der schmalen, ausgesetzten Scharte. Wer die Eier - oder was auch immer - noch am rechten Fleck und etwas Konzentration über hat, der kann einen eh schon außergewöhnlichen Bergtag zusätzlich mit einem ausgesetzten fünf bis sechs Meter Dreier hinauf zum seltenst besuchten Gipfel krönen, der allerdings auch wieder abgestiegen werden will. Wir freuen uns jedenfalls auf ein Wiedersehen in alter Frische. Hmmm, wo waren sie denn nur, die ....

    Route: Untere Älpele - Göppinger Hütte - Östlicher Johanneskopf - Westlicher Johanneskopf - Schwarze Wand - Hirschenspitze Nordgipfel - Johanneskanzel - Oberes Johannesjoch - Klesenzatal - Untere Älpele

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    Start am Unteren Älpele.

    Wer Geld (irgendwo hab ich was von zehn Euro gelesen) und Nerven schonen will, der sollte unbedingt ein Rad mit nach Lech nehmen, um dann angenehm zum Älpele zu fahren. Die Mautstraße ist zwischen 8 und 16.30 für den Privatverkehr gesperrt (auch raus geht nimmer!) und kann nur per Bus befahren werden. Vermutlich auf Grund der noch nicht angebrochenen Saison war kein Maut-Mensch da und wir konnten bzw. sind zugefahren. Ab der Alpe beginnt der Anstieg zur Göppinger Hütte.


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    Oberes Älpele.

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    Der Hochnebel lichtet sich ...

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    ... sehr zur Augenfreude: Pöngertlekopf und Pfaffeneck.

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    Aufstieg vor der Hochlichtspitze.

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    Göppinger Hütte.

    Der Anstieg hierher ist kurzweilig und recht locker - ideal um auf Betriebstemperatur zu kommen. Nun steigen wir über die Schneeflanke zur Scharte vor dem Östlichen Johanneskopf an.


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    Die beiden erste Ziele in Sicht: Östlicher (links) und Westlicher Johanneskopf (ganz rechts).

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    Aufstieg zur Scharte.

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    An der Scharte.

    Hier beginnt der Aufstieg zum Östlichen Johanneskopf. Die teils noch weit verschneiten Flanken halten uns direkt am Grat, was einige schöne Klettereien bis II im oft sogar ordentlichen Fels beschert.


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    Einstieg in den Grat.

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    Leichte Kraxelpassage.

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    Einfache, schöne Klettereien am Östlichen Johanneskopf.

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    Ausfallschritt.

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    Gipfel Östlicher Johanneskopf.

    Trotz der Hüttennähe und der relativ einfachen Erreichbarkeit wird er sehr wenig besucht. Zehn bis fünfzehn Einträge jährlich (auch Grüppchen) weist das neue Gipfelbuch auf.


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    Wegverlauf zum Westlichen Johanneskopf.

    Vom Östlichen JK gehts nun auf Geröll hinab ...


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    ... im oberen Teil werden vage Hochvogel-Gipfelanstieg-Reminiszenzen geweckt, ...

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    ... unten wirds aber deutlich steiler.

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    Kletterei zum Westlichen Johanneskopf.

    Es kann weiter zugelangt oder etwas nach rechts ausgewichen werden.


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    Hier noch oft fester Fels.

    Wer zur Schwarzen Wand weiterwill, sollte diesen Fels aufsaugen. Es wird brüchig.


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    Bratschenkopf und -wand.

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    Der weitere Wegverlauf. Ganz hinten die Rote Wand. Fast unauffällig keilförmig aufsteigend die Hirschenspitze, der Eckpunkt der Überschreitung.

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    Bizarre Disnertürme.

    Sie werden nachher rechtsseitig umgangen.


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    Blick zum Westlichen JK.

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    Letzte Aufschwünge, ...

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    ... dann über Schotter zum Gipfel.

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    Gipfel Westlicher JK.

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    Bratschenkopf - kaum bestiegen.

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    Rückblick zum Gipfel.

    Über den Sügwestgrat steigen wir nun in die Scharte vor den Disnertürmen (I+). Dieser Abschnitt ist sehr anspruchsvoll und erfordert volle Konzentration. Der Hinweis im AVF auf den unangenehm splittrigen Fels darf getrost ernst genommen werden.


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    Passage im Südwestgrat.

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    Feste Abschnitte sind eine Wohltat.

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    Abstieg zur Scharte.

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    Rückblick.

    Wildes, zerrissenes Gelände. Der ständige, fließende Übergang von extremem Gehgelände und Kraxelstellen muss dringend ernst genommen werden!


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    Abkühlung.

    Auf Schnee werden die Disnertürme etwas mühsam umgangen, ...


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    ... um dann hinauf zum Grat zur Schwarzen Wand zu gelangen.

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    Rückblick.

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    Steinziegen.

    Sie umgehen nicht, sie überschreiten.

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    Eine Art Vorgipfel der Schwarzen Wand.

    Er kann einfach mitgenommen werden.


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    Nun weiter zum flachen Hauptgipfel.

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    Gipfelaufschwung Schwarze Wand.

    Über das Disnergschröf ist er auch einfach zu erreichen, jedoch kaum besucht. Im Winter stellt er allerdings ein schönes Ziel für Skitourengeher dar. Der Steinmann enthält nun ein Glas mit kleinem "Buch". Als nächstes Ziel steht die Hirschenscharte an, verbunden mit dem wieder sehr fordernden Abstieg (bis II, evtl. umgehbar.)

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    Feuerstein-Abbrüche.

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    Bruchgelände.

    Ähnlich dem Südwestabstieg vom Westlichen JK duldet dieses Gelände keinen Fehler. Im mittleren und unteren Abschnitt sind sogar einige Klettereien zu meistern, jedenfalls dann, wenn man hart abschüssige, übel geröllige Umgehungen vermeiden will.


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    Unter dem Gipfel der Schwarzen Wand.

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    Scharte und imposante Hirschenspitze.

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    Hirschenspitze.

    Der Vorgipfel (Schneefleck) ist verhältnismäßig einfach zu erreichen. Der Einstieg von der unteren Platte durch den dunklen Riss ist zwar sehr kurz, jedoch erfordert der erste Zug recht hohes Antreten und einen gewissen Kraftaufwand (II). Der zweite Absatz auf halber Höhe kann durch einen schmalen Kamin (II-) gewonnen oder aber ausgesetzt rechts umgangen werden (I).

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    Letzter Abstieg in die Hirschenscharte.

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    Anstieg Hirschespitze.

    Der einzige deutliche Tritt unten ist nicht ganz fest und kann nicht voll belastet werden. Weiter oben gibts aber genug solide Möglichkeiten. Wäre diese Stelle entscheidend länger, so läge schon ein Dreier vor. So kommt man aber mit ner strammen II hin.


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    Vorgipfel Hirschenspitze ...

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    ... Hauptgipfel Hirschenspitze ...

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    ... der sich mächtig verteidigt. Eine Scharte verweigert den direkten Übergang. In dem anfangs dunklen, dann nach links ziehenden Riss (5-6 Meter) kann der Gipfel erklettert werden (III). Die schmale Scharte fällt zu beiden Seiten lang und extrem steil ab. Nicht umsonst wird der Gipfel fast nie betreten, ... und am Ende - abgesehen vom noch anstehenden Heimweg - einer anspruchsvollen Runde auch nicht von uns. Vorerst jedenfalls.

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    Hirschenspitze mit trennender Einschartung.

    Im Folgenden muss nun die Johanneskanzel und der Abstiegsweg zum Oberen Johannesjoch (Teil Freiburger Höhenweg) erreicht werden.

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    Johanneskanzel.

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    Kein einfacher Wanderweg ...

    ... nach einer deratigen Tour allerdings eine göttliche Schnellstraße.

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    Hinab zum Joch ...

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    ... Irgenwas fehlt doch ... Nein, kein Autoschlüssel! Gras! Damit hat die Runde dann aber wirklich alles zu bieten. Über oben recht steile, aber gutmütig gestufte Hänge geht es ins Tal hinab.

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    Weiter unten farbige Steinbrocken.

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    Der weglose Abstieg.

    Zuerst über Teer, dann links daneben auf einem Pfad wandern wir noch ein gutes Stück zurück zum Älpele.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. April 2014
    Thom gefällt das.
  2. Frage zur Bergtour: Johannesköpfe, Schwarze Wand, Hirschenspitze

    Hallo Tobias,

    als Dich als offenkundigen Kenner der Region: Gibt es einen Überstieg von der Gschröfseite zum Freiburger Höhenweg (und damit zur Göppinger H.), der den Bereich, in dem Ihr unterwegs wart, kreuzt? Ich hatte mal vor, vom Mutterwangjoch ins Gschröf hineinzuqueren und mich von Nordwesten her dem Hauptgrat zu nähern. Dass man von hierher leicht auf die Schwarze Wand kommt, schreibst Du ja, und es gibt auch Skitourenberichte dazu. Aber kommt man auch irgendwie gescheit (sagen wir mal im Bereich T5) auf der anderen Seite runter? Also entweder zwischen Hirschenspitz und S.W. ode zwischen S.W. und Disner Türmen?

    Fragt aus der Ferne
    Peter
     
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  3. Tobias

    Tobias Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Frage zur Bergtour: Johannesköpfe, Schwarze Wand, Hirschenspitze

    Hallo Peter,

    ja, einen solchen Durchschlupf gibt es, und zwar ist es - wie du selbst schon ganz richtig angedeutet hast - die Hirschenscharte. Sie ist der offizielle, gängigste und wohl auch mit Abstand einfachste Durchlass zwischen Disnergschröf und Johanneswanne. Der Steinmeyerweg quert direkt unter Hirschenspitze, Schwarzer Wand und Östlichem Johanneskopf über die Scharte vor dem Östlichen Jk (hier sind wir eingestiegen) in den Gamsboden und damit zur Göppinger Hütte. Infos findest du reichlich und bebildert im Netz. Im Bereich der Hirschenscharte ist etwas Trittsicherheit gefragt, jedoch alles im moderaten Rahmen. Ein Abstieg aus bzw. etwas oberhalb der Scharte zwischen Disnertürmen und Westlichem JK ist wohl möglich (nicht selbst gemacht, jedoch auf einer anderen Seite einmal vage beschrieben vorgefunden), jedoch weiterhin sehr steil, bröselig und anspruchsvoll/heikel ... Anbei ein Eindruck des Geländes um die Hirschenscharte: Hier ist zwar noch alles verschneit, aber du siehst, dass es relativ zahm zugeht.

    Eine mögliche (sehr große!!! vermutl. Übernachtung einplanen) Runde könnte folglich so ausschaun: Im Bereich Mutterwangjoch zwischen Feuerstein und Bratschenwand bald weglos durchs Disnergschröf auf die Schwarze Wand. Wieder etwas absteigen, dann die Hirschenscharte auf den Steinmayerweg - den Übergang in den Gamsboden - queren. Entweder gleich via Göppinger Hütte zurück zum Mutterwangjoch oder die Johannesköpfe (zumindest den Östlichen) mitnehmen, denn ein steiler Abstieg aus der Scharte zwischen Östlichem und Westlichem hinab in den Gamsboden ist für den Trittsicheren machbar (jedenfalls in den verschiedenen Führerwerken - AVF D. Seibert; AVF Walther Flaig - als Rückweg vorgeschlagen). Du hättest bei dieser Tour also sogar die Chance, exklusive Gipfel mitzunehmen, ganz nach Zeit und Laune.

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    Links die Hirschenspitze mit deutlichem Durchlass auf der rechten Seite. Danach erhebt sich langsam die Schwarze Wand.
     
    Zuletzt bearbeitet: 11. Juli 2011
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  4. Super, danke. Das wäre demnach der ultimative Hüttenübergang von der Biberacher zur Freiburger Hütte: Nämlich dem Metzgertobelweg folgen bis zum Abzweig Mutterwangjoch, dann über Schwarze Wand und Hirschenscharte auf den Verbindungsweg Göppinger-Freiburger und diesem nach zur Freiburger. Gibt bestimmt noch nicht viele, die das hinter sich haben... Nochmals herzlichen Dank für die Aufklärung. Peter
     
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