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Empfohlen Schwere Bergtour Von Schönenbach auf die Grünen Köpfe

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 27. April 2014.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Ein Ausflug auf die wohl einsamsten Gipfel der Allgäuer Alpen überhaupt. Unberührte Berglandschaft gepaart mit steilen, teils heiklen und gefährlichen Anstiegen. Obacht!

    Tour-Bewertung:

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    ca. 6,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 918 Hm / 9 km
    [​IMG] Schwierigkeit II-III / T6
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Tobias, Johannes, Thom

    Die Muhrenköpfe, wie die drei äußerst steilen und abweisenden Erhebungen nördlich des Diedamskopfes einst genannt wurden, stellen jeder für sich unglaublich einsame und sehr anspruchsvolle Ziele dar. Dem Mohrenkopf (1.645m), welcher mal abgesehen von seiner zumeist grasigen Nordflanke überwiegend von schwarzen Fichten überzogen ist, konnten wir bereits im Jahr 2009 auf das so gut wie nie besuchte Haupt steigen. Die Grünen Köpfe standen seither jedes Frühjahr auf der Wunschliste, dennoch machten uns lange Winter oder schlechte Witterungsbedingungen einen Besteigungsversuch stets zu Nichte. Wichtiger Hinweis: einer sommerlichen Besteigung steht das vom 01.05.-31.12. verhängte Wild"schutz"gebiet im Wege, was wir für sehr schade halten, denn auch ohne das Schutzgebiet wären die Grünen Köpfe wohl fast nie besucht und eine Gefährdung des Wildbestandes aufgrund einer Anwesenheit von naturbewussten Bergsteigern wäre nie und nimmer gegeben. So bleibt leider die im Sommer sicher üppig bewachsene Ostflanke des Südlichen Grünen Kopfes ausschließlich den Äuglein von Gams, Hirsch und Flintenbürscheln vorbehalten. Wir mussten uns also längere Zeit gedulden, bis sich endlich in diesem Jahr die Chance auf eine Begehung beider Gipfel bot. Wie auch beim Mohrenkopf gilt für die beiden Grünen Köpfe: nur für sehr erfahrene Individualisten, sehr anspruchsvoll und teilweise heikel, wiegt man das Risiko bei der Besteigung mit dem Genuss auf, so könnten die Gipfel fast als unlohnend bezeichnet werden. Dennoch gehören die drei Gipfelchen unweigerlich zu unseren Allgäuer Heimatbergen, auch wenn Sie erst im Jahre 2007 den Sprung in den AVF Allgäuer Alpen geschafft haben.

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    Ausgangspunkt für die kleine aber äußerst anspruchsvolle Bergtour ist das Örtchen Schönenbach, welches sich bekannterweise über eine 6 Kilometer lange Mautstraße von Bizau aus erreichen lässt.

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    Zunächst wandern wir gemütlich auf Teerwegen in Richtung Iferwiesalpe, welche wir aber nicht erreichen, sondern zuvor an der Weggabelung rechts haltend hinauf zur Miesbodenalpe, immer der teils tief eingeschnittenen Subersach, folgen. Im Hintergrund der selten bestiegene Sevisschrofen.

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    Anstieg durch lichten Wald, kurz danach verlassen wir den befestigten Forstweg (Sitzbank) und steigen nach rechts über eine freie Grasschneiße in Richtung Grüne Köpfe an. Der Anstieg unter die Ostflanken der Gipfel ist einfach und leicht zu finden.

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    Etwas surreal erheben sich diese zwei außergewöhnlichen Gipfelerscheinungen aus den Weidegründen der Haldenalpe. Links der Südliche Grüne Kopf und rechts davon das ungemein anspruchsvollere, nördliche Pendant.

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    Da es über den Nördlichen Grünen Kopf keinerlei Erfahrungsberichte im Netz oder der Literatur gibt, wollen wir uns zunächst diesen näher ansehen. Auf den ersten Blick sieht das ganze Massiv nicht besonders einladend aus. Steilste Gras- und Mergelflanken und eine bis dahin noch nie so vorgefundene Brüchigkeit des Gesteins fordern einen guten und umsichtigen Bergsteiger mit starker Psyche!

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    Der höhere Südgipfel hingegen wird alle Jahre mal wieder besucht, muss aber nun erst einmal warten. Die hier sichtbare steile Ostflanke ist auch zur frühen Jahreszeit vernünftig zu begehen. Nunmehr zwei Stellen sind als etwas heikel und recht anspruchsvoll einzustufen.

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    Anstiegsgelände hinauf in Richtung Scharte zwischen beiden Grünen Köpfen. Während ich meinen Aufstieg über die anspruchsvolle und sehr steile Felsrippe (bis III) halb rechts im Bild legen möchte, werden Jo und Tobi einen Besteigungsversuch direkt aus der Scharte über den beispiellos brüchigen und heiklen Verbindungsgrat wagen (bis II).

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    Gras- und Mergelaufstieg zur Ostrippe. Solange man eine der Graszungen noch unter sich hat ist alles paletti. Anspruch und Gefahr nehmen mit zunehmender Höhe gefühlt exponentiell zu.

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    Eine exakte Routenbeschreibung über die Ostrippe spare ich mir. Sofern das irgendwie möglich sein sollte, sucht man sich eine einigermaßen gangbare und sichere Linie hinauf zur Gratkante, ab dem Mittelteil dann direkt auf ihr oder knapp rechts daneben stets recht ausgesetzt auf den Vorgipfel, wo auch der Mergelgrat aus der Scharte andockt.

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    Scheint als würde der Jo was ahnen, zumindest macht der Blick keinen wirklich entspannten Eindruck. Hinten rechts der zu "begehende" Grat - hier ist aber auch wirklich gar nichts fest!

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    Blick vom Vorgipfel hinab in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Beim genauen Hinsehen, kann man die zwei Jungs gerade beim Einstieg in den "Einmal und nie wieder"-Grat sehen. Wir raten von dieser Variante dringendst ab, lieber einen Versuch über die Ostrippe wagen.

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    Sieht normal aus, ist es aber nicht. Gezoomter Jo am Ausstieg (II) der mehr als heiklen Mergelrippe. Danach geht es etwas sicherer und einfacher auf schmalem Grat zum Vorgipfel.

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    Mit Erreichen des Vorgipfels ist der eigentliche Gipfel bereits in greifbarer Nähe. Jedoch muss noch dieser äußerst brüchige und knapp vier Meter hohe Gratkopf abgeklettert (II) bzw. in heikelstem Gelände umgangen werden. So oder so keine schöne Sache!

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    Danach folgt noch eine kleine Schrofenstufe (I+), kurz unter einer alten Fichte hindurchgekrabbelt und der wohl kaum je besuchte Gipfel des Nördlichen Grünen Kopfes ist endlich erreicht. Keine Begehungsspuren, kein Steinmann oder ähnliches konnten wir vorfinden. Nachdem wir ein Gipfelbuch platziert haben, machen wir uns rasch an den Rückweg zurück in die Scharte zwischen beiden Gipfeln.

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    Hierbei kommt das eigens für diesen Zweck mitgeführt und eigentlich ausrangierte Kletterseil zum Einsatz. Ein Abstieg über unsere beiden Aufstiegsrouten ist kaum sicher zu bewältigen, zu instabil und brüchig sind die Felsanteile. Ohne Seil hätten wir uns wohl für einen sehr heiklen Abstieg über die Ostrippe entschieden.

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    Nach der kleinen Abseilaktion (45m) steigen wir durch die Mergelrinne zwischen beiden Gipfel so weit nach Osten wieder hinunter, bis sich die Ostflanke des Südlichen Grünen Kopfes problemlos queren lässt.

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    Kurz vor erreichen der Südostkante steigen wir schließlich über steiles aber überwiegend gut gestuftes Gras nach oben. Im Vergleich zum Nordgipfel fällt der Anstieg kaum schwer und kann als durchaus lohnend bezeichnet werden.

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    Da wir uns in der grasigen Ostflanke sehr wohl und sicher fühlen, behalten wir unsere Linie etwa zweidrittel des Anstieges bei und queren nicht hinaus zum unweit gelegenen Südostgrat.

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    Mit zunehmender Hohe wird die Grasflanke jedoch immer stotziger, weshalb wir im oberen Drittel des Aufstieges nach links hinaus zum Grat queren. Die Klettereien bleiben bis auf zwei kurze Ausnahmen aber stets im I. Schwierigkeitsgrad. Absolute Trittsicherheit ist wie immer obligat.

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    Die zwei kurzen Aufschwünge im II. Grad sind hingegen nicht ganz unheikel, vor allem bei derart feuchten und schmierigen Bedingungen. Hier befindet sich Johannes gerade beim Ausstieg aus der zweiten Steilstufe, einer etwa 5 Meter hohen sehr steilen Erdrinne, welche allein an Wurzeln hangelnd überwunden werden muss.

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    Danach - die markante Bruchrinne lässt man dabei außer acht und besser links liegen - geht es einfacher über zumeist grasiges und zahmeres Gelände auf den Gipfel des Südlichen Grünen Kopfes.

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    Auch hier platzieren wir ein Gipfelbuch und gönnen uns eine kurze Pause, bevor wir uns wieder an den Abstieg über die bekannte Aufstiegsroute machen.

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    Blick vom Gipfel des Südlichen Grünen Kopfes hinüber zur Nagelfluhkette.

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    Blick nach Südwesten auf Mohrenkopf und Hirschberg.

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    Man ist gut beraten sich beim Abstieg an den bekannten Aufstiegsweg zu halten. Auch wenn die Besteigung des Südlichen Grünen Kopfes lange nicht so heikel und anspruchsvoll ist, wie die vom Nordgipfel oder des Mohrenkopfes, so bleibt das Gelände doch auch hier fordernd und ernst.

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    Dieses hübsche Foto konnten wir bei unserer Mohrenkopf-Besteigung im Jahre 2009 schießen. Vielleicht lässt sich hier ein etwas sicherer Anstieg durch die Westflanke des Nordlichen Grünen Kopfes realisieren - wir wissen es nicht.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. November 2022
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