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Schwere Bergtour Vorderseespitze (2.889m) über den Südostgrat

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 6. Oktober 2008.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    17. September 2008
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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Anspruchsvolle, einsame und abwechslungsreiche Bergfahrt auf einen der schönsten Gipfel der Lechtaler Alpen. Die Mitnahme von Pickel und Grödel/Steigeisen ist empfehlenswert.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] Gehzeit: ca. 10 Stunden
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] Strecke: ca. 20 km /ca. 1650 Hm
    [​IMG] Schwierigkeit II+/T5-6 (bei top Bedingungen)
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG] Tourengänger: Thom, Tobi

    Diese Tour gehört zu einer der schönsten weil auch abgelegensten Touren, die wir bis dato unternommen haben. Aufmerksam wurden wir auf die Tour durch Boris Stephan von www.gipfelsuechtig.de , der mit seinen präzisen Beschreibungen und viel Liebe zum Detail uns schon oft begeistert und inspiriert hat.

    Ausgangspunkt für diese mächtige Rundtour ist die schöne kleine Bergsiedlung Kaisers auf 1.518m Höhe. Damit ist dieses Dörflein die höchste ständig bewohnte Gemeinde in den gesamten nördlichen Kalkalpen. Von hier aus geht es stets dem Kaiserbach folgend tief hinein ins hinterste Kaisertal, vorbei an der neu errichteten Kaiseralm, die wir nach einer knappen Stunden erreichen. Der Weiterweg führt uns in lang gezogenem Bogen Richtung Osten zum Kälberlahnzugjoch (2.585m). Von hier aus ziehen wir unter den gewaltigen Westwänden des Feuerspitzmassivs Richtung Süden hinüber zum Stierlahnzugjoch (2.596m).

    Von dort steigen wir kurzzeitig mit Stahlseil gesichert knappe 200 Hm hinab in Richtung Alperschontal, dass allerdings noch weit entfernt von uns ist. Von nun an geht es weglos über eine gut sichtbare Geröllrippe hinauf in Richtung Vorderseeferner und später über diesen mit erhöhter Vorsicht direkt an den SO-Grat der Vorderseespitze. Über den Südost-Grat (bis II+) in teilweise brüchigem, teilweise festem Fels hinauf auf den Gipfel (2.889m).

    Vom Gipfel wieder ein kurzes Stück zurück in die steile Südwestrinne und über diese - in unserem Falle war die Rinne mit Altschnee verfüllt und der Abstieg war äußerst heikel (II-III); Mehrzeitaufwand ca. 1,5 Std. - hinab in Richtung Hinterseejöchl. Von dort geht es auf seichten Trittspuren Richtung Norden durchs Klämmle (versicherter Steig) hinab ins Kaisertal und in weitem Bogen auf bekannten Weg zurück zum Auto.

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    Der erste Blick auf unser heutiges Tagesziel, die Vorderseespitze (2.889m) vom Kaisertal aus gesehen.

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    Blick tief ins Kaisertal. Rechts überragt dieses die Vorderseespitze und links das mächtige Feuerspitzmassiv.

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    Schon nach kurzer Zeit die erste Schlüsselstelle, ein unter Spannung stehender Kuhzaun.

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    Die großen Schotter von der Vorderseespitze verraten jetzt schon, dass wir nicht nur festen Fels antreffen werden.

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    Die erste Talstufe auf dem Weg Richtung Feuerspitze.

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    Linker Hand der ersten Talstufe ragen die Alplespleisspitzen (2.648m) empor.

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    Die zweite Talstufe und das Feuerspitzenmassiv. Der trapezförmige Gipfel links hinten ist die wohlbekannte Holzgauer Wetterspitze.

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    Der beeindruckende gewaltige Gipfel der Vorderseespitze von Norden aus gesehen.

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    Aufstieg zum Kälberlahnzugjoch unterhalb der Feuerspitze.

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    Unterhalb der Felsen queren wir Richtung Vorderseespitze zum Stierlahnzug Joch (2.596m). Eine Herde Gämsen deckt uns hier mit zahlreichen und nicht ungefährlichen Steinschlägen ein. Wir haben glücklicherweise unsere Helme dabei.

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    Nach der Querung kurz unterhalb des Stierlahnzug Jochs. Auch der hier gut erkennbare Nordgrat (nach links unten ziehend) ist gut zu übersteigen (bis II).

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    Auf dem Stierlahnzug Joch mit Blick auf die Feuerspitzsüdwand. Die Feuerspitze kann hier über den rechts zu sehenden SO-Grat bestiegen werden. Wir verzichten jedoch heute auf den Aufstieg (bei zügiger Gehweise ca. 90 min. zusätzlich).

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    Kurz nach dem Stierlahnzug Joch steigen wir anfangs über einen gesicherten Steig, später über ein gut gangbares Weglein ca. 200 Hm wieder ab.

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    Wichtig zur Orientierung: Unten im Bild ist gut der Wanderweg zu erkennen, etwas links von der Bildmitte und ein gutes Stück darüber erkennt man die Rippe im Schuttwall über die wir Richtung Gletscher aufsteigen werden.

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    Von links unten kommend erkennt man den Schuttwall wieder, der uns direkt an die Felsen unterhalb des Gletscherchens führt.

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    Hier kurz unterhalb des Felseinstieges auf dem vorher erwähnten Schuttwall.

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    Kurzer Blick nach hinten. Von hier aus ist der Fallenbacher Turm in seiner ganzen Farbpracht zu bewundern.

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    Mindestens genauso imposant der Blick auf die gegenüberliegende mächtige Freispitze. (Bildmitte)

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    Direkt am Einstieg in die Felswand, wir klettern den etwas rechts von der Bildmitte gelegenen sehr brösligen Kamin (II) nach oben.

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    Im brüchigen Kaminlein.

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    Nachdem das Kaminlein überwunden ist, dient eine alte Rebschnur als Orientierungshilfe, nicht aber als Sicherung !!!

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    ... und weiter gehts auf steilen Schottern, ...

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    ... bis wir endlich das Gletscherchen erreichen.

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    Auf dem Gletscherchen.

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    Hier ist Vorsicht geboten. Im oberen Teil des Gletschers befinden sich zum Teil gut sichtbare, zum Teil aber auch schneebedeckte Gletscherspalten. Ein Pickel oder Stock kann hier äußerst hilfreich beim Vorantasten sein.

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    Der Felseinstieg am oberen Gletscherrand. Vom Gletscher aus kann man sich immer am kleinen Schärtchen im SO-Grat orientieren. Durch der Riss (II) in der Bildmitte gehts aufwärts. Hier ist der Fels noch gut griffig und wenig bröslig.

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    Im oberen Teil des Risses.

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    Es bieten sich uns jetzt gigantische Tiefblicke über die Geröllwüsten der Vorderseespitze. Bei der weiteren Kletterei halten wir uns nun meist mittig auf dem Grat, da uns hier der Fels am geeignetsten erscheint, auch wenn es von der Schwierigkeit nicht die leichteste Variante zu sein scheint. (I+/II)

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    Blick zurück über den soeben aufgestiegenen Grat.

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    Von hier aus scheint es nur ein Katzensprung auf den im Süden gelegenen Gipfel zu sein: den Hohen Riffler (3.168m) mit seinem Gletscher.

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    Vom Grat aus wird nun zum ersten Mal, wir sind mittlerweile gut 5 Std. unterwegs, das kleine Gipfelkreuz der Vorderseespitze sichtbar.

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    Blick vom Gipfelschärtlein auf die letzten zu kletternden Meter. Wir halten uns hier etwas rechts der Bildmitte. Mittlerweile ist fester Fels leider brüchigem Gestein gewichen.

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    Endlich auf dem Gipfel der Vorderseespitze. Von hier aus genießt man einen uneingeschränkten 360° Ausblick. Und wir haben bis jetzt immer noch keine Menschenseele getroffen. Fantastisch. Wir verweilen jedoch nur wenige Minuten, um etwas Kraft zu tanken, und machen uns schnell wieder an den weiten und vor allem bröseligen Abstieg.

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    Wieder im Schärtchen unterhalb des Gipfels angekommen, mit Blick in die sich nach Süden erstreckende Geröllrinne. Hier zu sehen ist die erste Steilstufe (II), die nicht ganz ungefährlich abzusteigen ist. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass der Rest der Rinne mit Altschnee verfüllt ist. Durch diesen Schnee wird der Abstieg äußerst gefährlich, da es selbst mit leichten Eisen auf dem Schnee keinerlei Halt gibt und wir uns meist zwischen Schneerand und brüchigem Fels nach unten "quetschen" müssen. Wir können nur davon abraten, diese Abstiegsvariante zu wählen, wenn besagte Rinne mit "schlechtem" Schnee verfüllt ist.

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    Blick nach unten ca. in der Mitte der Rinne. Leider kommt die Steilheit auf diesem Foto nicht wirklich zur Geltung. Wir haben für den ansonsten ca. 45 min dauerden Abstieg gut 2 Std. gebraucht und mussten so manche (III) im Abstieg nehmen. Da kommt der Adrenalinspiegel in Wallung. Achtung: in der Rinne herrscht extreme Steinschlag Gefahr. Bei unserem Abstieg haben wir gefühlte 5m³ loses Gestein mit in Tal gerissen.

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    Nach knapp 300 Hm verlassen wir die Rinne. Weiter geht es über großflächige Schutthalden nach unten.

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    Nachdem wir das Geröllfeld nach rechts unten gequert haben blicken wir von einer kurzen Geröllrippe wieder auf einen markierten Wanderweg.Dieser ist hier auf dem Foto leider nur sehr schlecht zu erkennen. Zu diesem kann nun ca. 70 Hm abgestiegen werden (empfehlenswert) oder man kann wie wir rechts ein brüchiges Felsband ohne nennenswerten Höhenverlust zum Wanderweg queren. Von dieser Variante raten wir allerdings ab, da sie uns mehr nervig als lohnenswert erscheint.

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    In der oben angesprochen Felstraverse (I+/II-).

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    Danach folgen wir dem Wanderpfad in westlicher Richtung hinauf zum Hintersee Joch. Vom Joch aus orientieren wir uns an dem nur wenig sichtbaren Weglein bis zu einer Kreuzung. Dort folgen wir dem Wegweiser mit der Aufschrift Simms-Hütte, da wir beim weiteren Abstieg noch das "Klämmle", einen kleinen versichterten Steig, mitnehmen wollen.

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    Das "Klämmle" ist mit Eisen und Stahlseilen gut versichert, dennoch ist hier nochmals Konzentration angesagt. Im Steig gibt es viel loses Gestein, das für von unten aufsteigende Wanderer zu gefährlichen Geschossen werden kann. Wir entscheiden uns wieder für unseren Helmschutz.

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    Nach dem wir durch das "Klämmle" abgestiegen sind bietet sich uns nochmal ein toller Blick über das tief eingeschnittene Kaisertal. Wer denkt, von hier aus ist es ein Katzensprung zum Auto, der irrt. Bei zügiger Gehweise sind wir noch knapp eineinhalb Stunden unterwegs.

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    Ein letzter Blick über die Schulter auf einen wirklich beeindruckenden und vor allem sehr abwechslungsreichen Berg.

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    ...going home... eine Traumtour neigt sich dem Ende zu.

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    Lange Schatten überziehen das Kaisertal. Wir erreichen leicht erschöpft, aber überglücklich unser Auto. Aufgrund der widrigen Umstände beim Abstieg durch die Südrinne benötigten wir knapp 12 Std. Die Tour ist aber bei guten Bedingungen in ca. 10 Std. machbar. Außerdem sind wir auch nicht mehr die Jüngsten :roll:
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. Juli 2018
  2. rele

    rele Registrierter Benutzer

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    Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung! War etwas verwirrt, weil im Titel Südostgrat steht. Aber Ihr seid ja offenbar von Norden hoch :smile: Hab auch noch ne Frage: Gibt es einen Grund, warum Ihr diesen (offenbar doch ein bisschen schottrigen) Weg dem Nordgrat vorgezogen habt? LG, rele