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Empfohlen Schwere Bergtour Überschreitung der Drusenfluh (2.827m) von West nach Ost

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 22. August 2023.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    17. September 2008
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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Bildgewaltige Überschreitung eines großen Gipfels im Rätikon. Der Aufstieg über Schweizer Mulde, Imhofsattel und den oberen Westgrat ist sehr ruhig und äußerst lohnend.

    Tour-Bewertung:

    [​IMG] ca. 7,25 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 1.650 Hm / 20,2 km
    [​IMG]Schwierigkeit III / T5
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Tobias, Thom

    Einst galt die mächtige Drusenfluh - wie so viele Gipfel in den Alpen - als unersteigbar, was schon zu den Anfängen der Bergsteigerei eine große Faszination für diesen Berg bei den alpininteressierten Bevölkerung hervorgerufen hat. Zwar stehlen die optisch spektakulärer wirkenden Drei Türme, vom Eingang des Sporertals gesehen, dem von hieraus eher behäbig wirkenden Gipfel eindeutig die Show, allerdings erfordern sämtliche Anstiege auf die Drusenfluh - zumindest vor der Errichtung des Blodigrinnen-Steiges - einen erfahrenen, umsichtigen und orientierungsfähigen Bergsteiger. Wie sehr dieses Massiv das bergsteigende Publikum jeher in seinen Bann zog, lässt sich schon bei einem kurzen Blick auf die Karte erkennen - nahezu jede Mulde, Rinne, Schulter und Rippe trägt eine eigene Bezeichnung. Aufgrund der fast 650 Meter hohen, teils wuchtig überhängenden Südwand mussten sich damals die Bergpioniere auf die Flanken und Grate im Osten und Westen begnügen. Der Aufstieg über das Verborgene Kar von Osten aus stellt hierbei eine brüchige Variante des hier heute vorgestellten Zugangs über die Schweizer Mulde, Imhofsattel und den oberen teils luftigen Westgrat dar. Seit Erbauung des Klettersteiges durch die Blodigrinne sind beide Anstiege in Vergessenheit geraten - absolut zu unrecht, wie wir finden. Unser extrem lohnender und ureinsamer Zugang verspricht viel Kraxelei in zumeist gutem Fels, die Schwierigkeiten bewegen sich überwiegend im I. und II. Schwierigkeitsgrad. Lediglich der wildzerrissene Gipfelaufbau erfordert kurz die Beherrschung des III. Grades. Hat man die Schwierigkeiten des Anstieges bewältigt, so wird man mit einer fast 360° Rundumsicht belohnt, welche keine Wünsche mehr offen lässt. Für den Abstieg vom Gipfel wählen wir die zeitsparende Route über den KS durch die bizarre Felsszenerie der Blodigrinne. Als Ausgangspunkt für diese Unternehmung empfiehlt sich der Parkplatz am Stausee Latschau über Tschagguns. Von dort mit der Bahn bequem die knapp 1.000 Höhenmeter hinauf zum Grüneck. Von hier aus nun in sanftem Auf und Ab in einer knappen Stunde hinüber zur etwas tiefer gelegenen Oberen Sporeralpe, welche sich in direkter Nachbarschaft zur Lindauer Hütte befindet.

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    Kurz vor erreichen der Oberen Sporeralpe hat man einen genialen Blick auf die Drei Türme, die davor gelegene Sporerplatte und die Drusenfluh ganz rechts im Bild.

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    Nachdem wir die Alpe passiert haben, steigen wir Richtung Westen zum 600 Meter höher gelegenen Öfapass an. Links wilde Felsszenerie, rechts schöne Graslandschaft, fast wie in unseren Heimatbergen. Mittig der Öfakopf.

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    Am Öfapass angekommen. Wir queren hier weglos links den Hang der oberen Mulde ohne nennenswerten Höhenverlust hinüber zu einer markanten Felsverschneidung, wo rotes Gestein auf den blenden weißen Kalk trifft. Das Gelände ist gut gangbar.

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    Blick aus der Muldenquerung nach Norden. Rechts hinten das markante Horn der Zimba.

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    Einstieg in die markante Verschneidung - der feste Fels gibt die beste Anstiegsmöglichkeit vor (II). "Leider" verlässt unser Anstieg schon bald diese traumhafte Verschneidung nach links. In Folge muss man nur mit der nötigen Aufmerksamkeit den unzähligen Steinmannl hinauf zum Imhofsattel folgen.

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    Blick über den unteren Westgrat hinweg zur Schesaplana und ihren Trabanten - Traumtag!

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    Über typisches Gelände steigen wir durch die Schweizer Mulde hinauf zum Imhofsattel. Meist Gehgelände, ab und zu kommen aber auch hier die Hände zum Einsatz. Immer wieder zieht der schöne Westgrat meine Blicke in seinen Bann - wäre sicherlich auch mal eine Erkundungstour wert. Vom Imhofsattel geht es dann ...

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    ... über gut gangbare Felslandschaften (kaum I) dem oberen Westgrat des Drusenfluh entgegen.

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    Knapp unterhalb des oberen Westgrates hat man einen herrlichen Tiefblick auf Imhofsattel rechts und die links darunter liegende Schweizer Mulde. Hinten links die Kirchlispitze.

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    Ankunft oberer Westgrat. Bullig und abweisend präsentieren sich die wilden Felsfluhen des Gipfelaufbaus. Auf einfachster Route geht es rasch hinüber zum nahe gelegenen Westgipfel - ab hier folgt dann das großartige Finale des Anstieges.

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    Zunächst über ein sehr ausgesetztes Band, dass sich direkt über den teils überhängenden Abbrüchen der spektakulären Südwand befindet - bis wir schließlich links über seichte Bänder kurz vor einem Gratturm in die kleine Scharte davor ansteigen können (I).

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    Erst im Rückblick wird einem dann bewusst, wo man da gerade vor kurzem "drübergelaufen" ist. Das Geröllband liegt extrem exponiert über der bauchigen Südwand. Kaum zu glauben, dass dieses Band für den geübten Bergsteiger relativ gefahrlos zu überqueren ist (bis T4-5). Von hier gesehen schaut das Ganze schlichtweg ungangbar aus. Nun folgen wir nach rechts hinauf dem schmalen, teils erdigen und ausgesetzten Zudrellband (benannt nach dem Erstbesteiger der Drusenfluh Christian Zudrell im Jahre 1870 - Quelle: Alpenvereinsführer Rätikon von Walther und Günther Flaig, Bergverlag Rother / München, 4. Auflage von 1962), bis wir direkt vor den Felsen des Gipfelaufbaus stehen (Bohrhaken).

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    Der herrliche Einstieg in den Gipfelaufschwung. Durch steilen Fels (bis II) folgen wir den wenigen Steinmännern im leichten Zickzack weiter hinauf. Der Fels ist überwiegend gut, die Kraxelei großartig, das Ambiete westalpenhaft - sieht man mal von der Gesteinsart ab.

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    Franzi zeigt es an. Unter einer kleinen Kanzel hindurch und dann nach links (hier kein Steinschlag auslösen!) in die steile Abschlussverschneidung.

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    Blick von der Kanzel über den Westgipfel hinweg hinüber zur Schesaplana.

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    Abschlussverschneidung (Bohrhaken zur Sicherung vorhanden). Franzi befindet sich direkt in der plattigen Schlüsselstelle (III), welche sauberes anstehen und etwas Geschick erfordert. Gute Griffe gibt es hier nicht wirklich. Auch wenn die Stelle nur kurz ist, ist hier vor allem im Abstieg Vorsicht geboten.

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    Blick von oben in die Schlüsselstelle. Diese ist leicht abdrängend, für größere Aspiranten sogar recht eng.

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    Fast geschafft. Die letzten Meter hinauf zum Gipfel sind wieder einfacher (I-II). Das markante Felsenfenster wurde früher einfach durchschritten, mittlerweile versperren große Klemmblöcke einen einfachen Aufstieg. Rechts herum kraxeln wir die letzten - leider ziemlich brüchigen - Meter hinauf zum Gipfel.

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    Am Gipfel der Drusenfluh heißt es dann Aussicht und Vesper genießen.

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    Blick nach Westen über die berühmten Kirchlispitzen hinweg zum Gebirgsstock der Schesaplana.

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    Nach Westen gibt es noch spektakulärere Ausblicke. Vorne rechts der Große Turm mit der riesigen Sporerplatte. Dahinter der markante Gipfel der Sulzfluh, auch schon lange auf unserer Bergagenda.

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    Der Abstieg ist dank Klettersteig äußerst kurzweilig und flink zu absolvieren.

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    Wir entscheiden uns hier für die einfachere, von oben gesehen linke Variante (C).

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    45 Minuten später stehen wir schon unterhalb der Blodigrinne. Von hier aus geht es auf bekannten Pfaden in knapp 2 Stunden zurück zur Bergbahn Grüneck. Im Hintergrund das Tilisuna Schwarzhorn.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. November 2023
    Grimpeur und Tobias gefällt das.
  2. Grimpeur

    Grimpeur Registrierter Benutzer

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    6
    schönes Ding kannte ich garnicht!
     
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