Empfohlen Schwere Bergtour Vom Formarinsee auf Lusgrind (2.286m) und Hanflender (2.349m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 4. November 2024.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Isny im Allgäu
    Einsame Bergtour inmitten einer fast noch unberührten und wilden Berglandschaft. Der Lusgrind lässt sich hierbei recht einfach besteigen, die Überschreitung des Hanflenders ist dagegen anspruchsvoll und fordert den kompletten Bergsteiger.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] ca. 4 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 850 Hm / 12,5 km
    [​IMG]Schwierigkeit II-III / T5-6
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Thom

    Für uns ist mittlerweile das Lechquellengebirge so etwas wie die zweite Bergheimat geworden. Die Gipfel- und Geländecharakteristik ist hierbei - wie ich finde - unseren Allgäuer Alpen recht ähnlich: man findet immer wieder einfach zu erwandernde Gipfel, es gibt wunderschöne mit Wanderwegen erschlossene Aussichtswarten, aber eben auch weglose und schroffe Berggestalten, Steilgrasgipfel und steile Kletterkathedralen, welche nicht nur entsprechendes Kraxelgeschick vom Aspiraten fordern, sondern auch an dessen bergsteigerische Fähigkeiten den ein oder anderen Anspruchs stellen. Nur etwas einsamer ist es im Lechquellengebirge im vergelich zu den etwas besser erschlossenen Allgäuer Alpen - ein klarer Pluspunkt für das zwischen Flexenpass, Hochtannbergpass, Großwalsertal, Rheintal und Kolstertal gelegenen Gerbirge. Eigentlich war nur ein kleiner Sonntagsausflug vom Formarinsee ausgehend geplant - sportlich ambitioniertere Aspiranten werden die gut 10km Mautstraße (25€/Tag) eher mit dem Drahtesel angehen - vom See dann weiter über die Lange Furka und Schwarze Furka hinauf zum aussichtsreichen Gipfel des Lusgrind. Durch die spontane Erweiterung der Runde auf den Hanflender wurde der Ausflug dann aber doch noch recht spannend und anspruchsvoll. Aber auch der Lusgrind für sich alleine ist eine Reise wert, die kurzweilige Wanderung weiß vorallem durch ihre Nah- und Fernblicke auf die umliegenden Bergwelt wirklich zu begeistern. Wir gönnen uns also den Luxus einer Autofahrt hinauf zum Formarinsee, im November gibt es glücklicherweise hierbei keine Ein- und Ausfahrtbeschränkungen mehr. Nun zunächst ein gutes Stück hinab und entlang des Sees, bis wir gut beschildert nach rechts in Richtung Lange Furka abzweigen können.

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    Nach dem Abzweig folgen wir einem schönen Wanderpfand hinauf in die Lange Furka, quasi ein langezogenes Hochtal, welches die Rotwandgruppe von der Schafberggruppe trennt. Rechts das sehr eigenartige Formarin Rothorn, dahinter die gewaltige Felsmauer der Roten Wand.

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    Beim durschreiten der Langen Furka erhält man schon bald erste Blicke auf unsere heutigen Gipfelziele. Links der von hier aus noch recht zahm wirkende Hanflender, in Bildmitte lugt bereits der Lusgrind mir seiner schroffen und markanten NO-Schulter hervor, der Gipfel ist links dahinter zu sehen.

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    "In der Enge" ist es ganz und gar nicht eng. Etwas weiter unten zweigte bereits unser Wanderweg hinauf in die Schwarze Furka ab. Im Hintergurnd etwas unscheinbar der Madratsch mit seine steilen Südwestwänden. Links im Hintergrund erkennt man das Massiv des Zitterklapfens.

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    Auch der Anstieg in die schwarze Furka ist leicht. Der Lusgrind ist keines Wegs ein kleines Bergmassiv, neben der wuchtigen NO-Schulter und dem dahinterliegenden Hauptgipfel ist hier auch noch dessen Nordgipfel ganz rechts im Bild zu sehen. Der Übergang von Haupt- zu Nordgipfel könnte eine spannende, wenn auch nicht ganz triviale Überschreitung darstellen.

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    Ankunft Schawrze Furka mit Blick über das obere Faludriga Tal hinweg auf Pitschiköpfe, Weißes Rössl und Gamsfreiheit.

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    Von der Schwarzen Furka folgen wir Trittspuren hinauf zum Lusgrind. Durch den kurzen Felsriegel leiten sehr leichte Kraxelstellen (kaum I), der Rest ist ebenfalls ohne nenneswerte Schwierigkeiten zu begehen.

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    Auf dem Lusgrind. Im Hintergrund thronen das Formarin Rothorn und die riesige Rote Wand, dem zweithöchsten und trotz anspruchsvollem Normalweg sehr häufig besuchten Gipfel des Lechquellengebirges.

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    Schöne Ausblicke Richtung Zitterklapfen und Hochkünzelspitze (Bildmitte). Dazu unendliche Ruhe. Nach einem kurzen Päuschen geht es wieder hinab in die Schwarze Furka. Spontan entscheiden wir uns noch einen Anstiegsversuch auf die sehr naheglegenen Hanflender zu wagen.

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    Von Joch aus zunächst immer am Grat oder knapp daneben hinauf unter einen markanten Gratkopf. Nun an diesem in recht brüchigem Fels entweder links oder rechts vorbei (T5/I), vermutlich gehts auch direkt oben drüber, haben wir aber nicht versucht. Nach dem Gratkopf weiter hinauf unter die senkrechten Gipfelfelsen ...

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    ... und rechts hinaus über ein gut gangbares, nur leicht ausgesetztes Band unter den kurzen aber steilen Westgrat.

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    Rückblick auf den soeben bestiegenen Lusgrind.

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    Den ersten sehr steilen Aufschwüngen des Westgrates weichen wir kurz nach rechts aus ...

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    ... und queren über ein heikel zu begehendes, sehr ausgesetztes Band (II) nach links hinauf zum Westgrat. Wer dies nicht möchte, hält sich einfach deutlich rechts unter dem Westgrat in der breiten Geröllmulde.

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    Am Westgrat wechselt die Qualität des gesteins im Minutentakt. Dennoch finden wir eine sehr schön und recht sicher zu kletternden Linie, welche uns schnell hinauf zum höchsten Punkt bringt (II-III).

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    Dann ist es geschafft, der Gipfel des Hanflenders ist erreicht. Gipfelbuch und/oder -kreuz sucht man hier vergebens. Für den leichtesten Abstieg dreht man nun in einem Rechtsbogen ab zurück in die vorhin erwähnte Westmulde, steigt diese ab und kehrt dann auf bekannter Route zurück in die Schwarze Furka.

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    Wir hingegen steigen in etwa 35 Höhenmeter am gut gangbaren Ostkamm hinab, bis uns eine s-förmige und sehr steile, heikle Schuttrinne nach links in das schattige Kar hinableitet.

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    Im Rückblick sieht das Ganzez zugegeben wenig wild aus, war mit dem ekelhaft zusammen gebackenen Schotter aber die gehtechnische Schlüsselstelle der Tour (I/T5-6). Hier braucht es definitiv einen sehr sicheren Geher. Nachdem wir das Einstiegs-S hinter und gelassen haben, wählen wir den rechten Rinnenast für den weiteren Abstieg, nur um kurz darauf wieder nach links in die Nachbarrunse zu wechseln. So gings ganz gut.

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    Schotterabstieg im Rückblick. Wir kamen aus der Scharte gleich rechts des markanten Gratkopfes.

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    Der restliche Rückweg zum Formarinsee ist dann wieder sehr entspannt und aussichtsreich. Hinten rechts die von hier eher turmartig wirkende Fensterlewand.
     
    Zuletzt bearbeitet: 28. November 2024