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Empfohlen Schwere Bergtour Steinschartenkopf (2.615m), Bockkarkopf (2.610m), Hochfrottspitze (2.649m) und Mädelgabel (2.645m)

Dieses Thema im Forum "Tourenbeschreibungen" wurde erstellt von Thom, 24. August 2024.

  1. Thom

    Thom Mitarbeiter Registrierter Benutzer Intern

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    Ort:
    Isny im Allgäu
    Unglaublich schöne Überschreitung von 4 Gipfeln im Allgäuer Hauptkamm, welche besonders beim Übergang von Hochfrottspitze und Mädelegabel das Bergsteigerherz höher schlagen lassen.

    Tour-Bewertung:


    [​IMG] ca. 8,5 Std.
    [​IMG] Kondition
    [​IMG] ca. 2.120 Hm / 25,6 km
    [​IMG]Schwierigkeit III- / T5
    [​IMG] Aussicht
    [​IMG] Empfehlung

    [​IMG]Tourengänger: Franzi, Thom

    Als wir damals im Oktober 2013 die Besteigung der Hochfrottspitze planten, kamen im Prinzip zwei möglichen Varianten in Frage. Nach Erreichen des Gipfel wollten wir entweder den Gratübergang zur Mädelegabel wagen oder eben die Besteigung der Berge der Guten Hoffnung in die Tour mit einbinden. Da vor allem mich die Besteigung des Östlichen Berg der Guten Hoffnung deutlich mehr interessierte, konnte ich die Jungs damals für diese nicht weniger attraktive und wilde Variante gewinnen. Auf der anderen Seite geriet so der Gratübergang zur Mädelegabel bei uns leider komplett in Vergessenheit. Als ich jedoch letzten Winter beim Skitourenplanen über die Allgäu-Karten hinweg stöberte, ist mir aufgefallen, dass wir zwar schon recht oft ins Höhenbachtal zur Oberen Roßgumpenalpe aufgestiegen waren, jedoch niemals weiter dem mächtigen und einsamen Hochmulde in Richtung Hintere Schochenalpe gefolgt sind. Dies galt es zu ändern. Da meine Kletterfähigkeiten leider begrenzt sind und eine Trad-Route im oberen 6. Schwierigkeitsgrad in diesem Leben wohl nicht mehr in Frage kommt, viel die schon sehr lange beäugte Nordwand der Wildmahdspitze aus. Also fiel mein Augenmerk auf den kurzen und würzigen Übergang zwischen Hochfrottspitze und Mädelegabel. Bei perfektem Urlaubswetter Ende August ging es dann endlich los. Ausgangspunkt ist wie so oft der Ort Holzgau mit seinem bekannten Parkplätzen am Ausgang des Höhenbachtales. Von hier geht es mit Bikes zuerst unter der Hängebrücke hindurch, am Wasserfall und dem Café UTA vorbei hin zur Unteren Roßgumpenalpe.

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    Nachdem wir unsere Bikes knapp hinter der Unteren Roßgumpenalpe sicher abgestellt haben, machen wir uns an den noch langen Weg durch obere Höhenbachtal in Richtung Kleine Steinscharte. Bei unserem Aufstieg haben wir keine Menschenseele getroffen, die Gegend ist einmalig schön.

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    Blick von knapp oberhalb der Hinteren Schochenalpe auf den höchsten Allgäuer Gipfel, den Großen Krottenkopf und seine direkten Trabanten. Auch das Wetter geht heute nicht besser.

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    Auf teilweise nur sehr seichten Pfadspuren und wenigen Markierungen geht es weiter in Richtung Talschluss. Das mächtige Hohe Licht prägt die Landschaft, knapp rechts daneben ist schon die Kleine Steinscharte sichtbar. Schweift der Blick nach links, so wissen auch hier die Nordwände der Gipfel der Peischelgruppe ebenfalls zu faszinieren.

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    Noch knapp 250 Höhenmeter sind es von hier bis zur Scharte. Trotz des weiten Anstiegs kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile oder Eintönigkeit auf, zu interessant ist die wilde Umgebung.

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    Blick auf die Nordflanken von Muttekopf, Wildmahdspitze und Wilder Kasten. Eine herrliche einsame Gegend hier. Halb rechts im Hintergrund die großen Lechtaler Berge um Holzgauer Wetterspitze, Feuerspitze und Vorderseespitze.

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    Der schuttige Anstieg hinauf zur Kleinen Steinscharte kostet etwas Kraft, ist aber schneller absolviert als erwartet. Die letzten Meter hinauf zur Scharte dürfen dann sogar gekraxelt werden (I).

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    Blick von der Kleinen zur Großen Steinscharte mit Hochgundspitze, Rotgundspitze und Linkerskopf.

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    Wir folgen nun dem allseits bekannten und äußerst beliebten Heilbronner Weg bis hinüber zur Bockkarscharte. Nach dem ureinsamen Aufstieg über das Höhenbachtal ein hartes Kontrastprogramm, dennoch können die Hundertschaften an Mitstreitern das Bergerlebnis hier oben nicht trüben. Zu genial sind die Nah- und Fernsichten auf die reizvolle Allgäuer Bergwelt. Knapp recht der Bildmitte weit im Hintergrund: der Hochvogel.

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    Rasch geht es über den überfüllten Steinschartenkopf hinweg hinab in die Socktalscharte - immer fest im Blick unser nächstes Gipfelziel - der massig behäbige Bockkarkopf. Rechts davon das Gipfelzwillingspärchen von Krottenspitze und Öfnerspitze - ebenfalls eine Reise wert.

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    Kurz unterhalb des Bockkarkopfes hat man einen schönen Blick auf die Berge der Guten Hoffnung, sowie dem kleinen Matterhorn des Allgäus - die Trettachspitze. An diesem Tag erhielt der sonst recht einsame Östliche Berg der Guten Hoffnung gleich von 3 Bergsteigern Besuch.

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    Blick vom Bockkarkopf auf das Allgäuer Dreigestirn - irgendwie wird man bei dir Tour mit Schauen nicht mehr fertig. Obwohl wir schon oft hier oben waren, verliert der Hauptkamm nichts von seinem Reiz!

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    Gewaltig strebt die Hochfrottspitze über der Bockkarscharte gegen das Firmament. Wir steigen direkt von der Scharte an die Ecke des Gratansatzes, von da aus dann zumeist am herrlichen Felsgrat hinauf.

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    Den 1. Aufschwung gehen wir knapp rechts des Grates an (I-II), bzw. steige ich zum Test direkt an der Kante hinauf (II), wo mich vor allem die gute Felsqualität mehr wie überrascht hat.

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    Nach einem kurzen flacheren Stück machen wir uns an die Ersteigung des 2. Aufschwungs. Hier steigen wir knapp rechts vom Grat über ein griffiges Felsband steil bergan (bis II+).

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    Am dritten und letzten Aufschwung. Zunächst steil etwas halb rechts die Felsen nach oben (II+) um dann nach links luftig um eine ausgesetzte Kante mit herrlichen Griffen kurz senkrecht anzusteigen (III-). Genial!

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    Am zerborstenen Gipfelkamm der Hochfrottspitze, der Übergang vom Vor- zum Hauptgipfel ist dennoch nicht schwerer wie (I). Allerdings gilt es den oft unzuverlässigen Fels vorab gut zu prüfen.

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    Am Gipfel der Hochfrottspitze mit ihrem neuen Kreuz. Mit ca. 30-50 Besteigungen pro Jahr ist sie immer noch mit großem Abstand der einsamste Gipfel des Allgäuer Hauptkammes, lässt man hierbei mal die Berge der Guten Hoffnung außer acht. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich vom Abstieg der Hochfrottspitze hinüber nicht all zu viele Fotos geschossen habe, war doch auch leicht aufgeregt.

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    Zunächst steigen wir am gut gangbaren Grat nach Nordosten hinab in eine kleine Scharte (hier sind wir damals dann nach links hinab in Richtung Berge der Guten Hoffnung abgestiegen) vor einem auffälligen Gratturm, welcher aus der Ferne einen recht wilden Eindruck vermittelt.

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    Dann geht es in anregender Kletterei (II) an der Kante hinauf auf den Gratturm.

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    Nun folgt für mich der spannendste Abschnitt der Überschreitung. Vom Turm über eine kurze, seichte Verschneidung hinab (II) auf den im Hintergrund sichtbaren Mauergrat. Zumeist direkt an der Kante oder kurz einmal rechts daneben hinab in die Scharte zwischen Mädelegabel und Hochfrottspitze. Die anhaltende Kletterei erreicht für unser Dafürhalten maximal den Grad II+, ist allerdings teilweise sehr luftig und der Fels sollte sorgfältig auf seinen Halt geprüft werden.

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    Nur noch wenige Meter, dann ist die Scharte erreicht. Ganz so steil, wie die Mädelegabel hier auf dem Foto wirkt wird es dann letztendlich nicht. Es gibt nochmal zahlreiche Kletterstelle im II. Schwierigkeitsgrat, wer der Gratkante treu bleibt bekommt auch zwei IIIer Stellen auf die Finger. Der Fels ist nicht ganz von der Qualität der Hochfrottspitze und erfordert teilweise umsichtiges Steigen.

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    Einstieg am Südwestgrat der Mädelegabel. Wir orientieren uns wie schon zuvor zumeist am Grat.

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    Direkt am Grat lässt die erste IIIer Stelle nicht allzu lange auf sich warten. Die Stelle lässt sich links herum leichter aber auch brüchiger bewältigen, muss jeder vor Ort für sich selbst entscheiden.

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    Der letzte Aufschwung zum Gipfel der Mädelegabel ist nochmal steil. Er kann etwas rechts ausholend angegangen werden (I-II), knapp rechts des Grates über einen kaminartige Rinne (II+) oder direkt über den kleinen Bauch mit rötlich schimmernden Fels direkt erklommen werden (III). So oder so, es macht einen Heidenspaß.

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    Am Gipfel der Mädelegabel. Wir haben für den Gipfelübergang in etwa 45 Minuten benötigt, vom Gefühl waren es deutlich weniger - hier verrinnt die Zeit wie im Fluge. Für mich einer der schönsten Gipfelübergänge im gesamten Allgäuer Alpenraum. Natürlich auch ein wenig anstrengend, dennoch unfassbar lohnend!

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    Noch schnell ein Blick zurück zur doppelgipfligen Hochfrottspitze, bevor wir uns an den nicht ganz kurzen Abstieg hinab zur unseren Fahrrädern unweit der Unteren Rossgumpenalpe machen.

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    Abstieg unterhalb der Kratzer-Südostflanke in Richtung Mädelejoch.

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    Ein wenig stolz und auch müde steigen wir die letzten paar hundert Höhenmeter hinab zum Bike-Depot. Für mein Dafürhalten war's die mit Abstand lohnendste Bergfahrt in 2024, besonders der ureinsame Aufstieg durchs Höhenbachtal und die Überschreitung von Hochfrottspitze und Mädelegabel sind hierbei eigentlich nicht zu toppen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 25. September 2024
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